Um 19.30 Uhr hätte am Samstagabend in der Grazer Oper der Vorhang hochgehen sollen: Auf dem Programm stand "La Traviata" in Peter Konwitschnys exzellenter Inszenierung aus dem Jahr 2011. Erst vor vier Wochen war sie wieder aufgenommen worden.

Statt dem Beginn der Aufführung gab es für das Publikum jedoch erst einmal entschuldigende Worte: Ein Sänger sei kurzfristig ausgefallen, man bemühe sich um Ersatz und lade die Operngäste in der Zwischenzeit auf ein Getränk ein.

Während in den Foyers Perlendes serviert wurde, machte sich hinter den Kulissen größtmögliche Hektik breit: So kurzfristig Ersatz für einen fehlenden Sänger zu finden, ist eigentlich kaum machbar.

Steile Lernkurve: Ivan Orescanin
Steile Lernkurve: Ivan Orescanin © Oper Graz/Werner Kmetitsch

Bariton Ivan Orescanin aber machte das Unmögliche möglich: Innerhalb nur einer halben Stunde studierte der bereits als Baron Douphol zurechtgemachte Sänger eine zweite Rolle ein - und rettete so den Abend.

Der renommierte Solist der Grazer Oper ist in dieser Saison auch als Paris in „Roméo et Juliette“, als Graf Gil in „Susannas Geheimnis“ und als Prinz Sergius Wladimir in „Die Zirkusprinzessin“ zu sehen. Der in Belgrad geborene Orescanin hat in München studiert und ist seit 2006 Ensemblemitglied der Grazer Oper.