Echt jetzt?! - "Die Tagespresse" kommt auf die Bühne, und zwar auf jene im Wiener Rabenhof-Theater. Dort wird gerade an "Österreichs seriösestem Newsroom" gebastelt. Und "Tagespresse"-GründerFritz Jergitsch versicherte im APA-Gespräch, dass es bei der "Tagespresse Show" ab kommenden Dienstag sogar "so was wie eine Handlung" geben wird. Im Zentrum: Inszenierte TV-News als Mediensatire.

Die "Handlung" wird freilich nicht verraten, nur soviel: "Es wird arschknapp für Österreich", betont Co-Autor Sebastian Huber. Jergitsch präzisiert: "Arschknapp ist fast noch Understatement - und Richard Lugner, immerhin Ex-Präsidentschaftskandidat, geht der Regierung an den Kragen." Trotzdem: Irgendwie soll das Ganze verdächtig nach einer seriösen Nachrichtensendung aussehen, mit einem aktuellen Themenmix aus Politik, Sport, Kultur und Feature - unterstützt wird dieser (freilich gänzlich falsche...) Eindruck dadurch, dass die eindringlichste und unaufgeregteste Nachrichtenstimme des Radios, ORF-Journale-"Voice" Paul Kraker, die "News" ohne mit der Wimper zu Zucken lesen wird. Natürlich werde es auch Zuspielungen und einen "Außenreporter" geben, alles eine etwas "überhöhte Inszenierung", so Huber.

Warum Kraker? "Weil wir den Wolf nicht bekommen haben", scherzt Jergitsch - und bemüht sich in der Sekunde zu betonen, das dieser Scherz wirklich ein Scherz war: "Im Ernst: Wir brauchen einfach jemanden, der die Texte betont kühl und sachlich präsentiert - wir verwenden ja bei der Show die selbe 'Maske' wie im Internet: die Seriosität." Schwierig scheint es allerdings in Zeiten wie diesen, überhaupt noch irgendetwas Satirisch-Überdrehtes zu erfinden, das die Realität übertrifft. Der dritte "Show"-Autor im Bunde, Jürgen Marschal: "Eigentlich ist es umgekehrt: Wir haben den zwingenden Eindruck, dass uns irgendwer unser Script gefladert haben muss und dann die Realität danach gestaltet."

"Rechnung an die FPÖ"

Am Buch für das Stück arbeitet das Trio intensiv seit Mai, die ersten Ideen für eine Bühnenpräsenz sind allerdings schon vor eineinhalb Jahren gewälzt worden. Aktuelle Bezüge seien wichtig. Huber: "Wir haben eigentlich drei Stücke schreiben müssen, wegen der Bundespräsidenten-Wahlwiederholung und -verschiebung. Wir werden dafür ganz sicher der FPÖ eine Rechnung stellen. Hoffentlich klebt das Kuvert."

Aktuelle "News" sollen auch immer wieder bei den vorerst zwölf Vorstellungen im Rabenhof bis Jahresende eingearbeitet werden. Ideen gibt es jedenfalls genug, für die Show und die täglichen "Tagespresse"-Storys im Web. Huber: "Wir schicken uns oft Artikelvorschläge zu - und manchmal sind auch wir nicht sicher, ob das grad' Satire oder Realität ist..." Die Autoren selbst treten bei der "Tagespresse Show" nicht in Szene: Wir stehen hinter der Bar", so das übereinstimmende Vorhaben. Schließlich gilt es, weitere Pläne zu schmieden. "Ja, die Filmverträge für Hollywood sind schon unterschrieben", erzählt Jergitsch beiläufig mit kühl-sachlichem Kraker-Ton ohne mit der Wimper zu zucken - ehe er dann doch zu lächeln beginnt...