Aus Protest gegen die Vergabe des Literaturnobelpreises an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke will nach Kosovo nun auch Albanien die Verleihungszeremonie am Dienstag boykottieren. Der albanische Botschafter in Schweden werde nicht an der Verleihung teilnehmen, hieß es am Montag aus Albanien.
"Entsprechend unserer ersten Reaktion haben wir auch den Botschafter Albaniens in Schweden angewiesen, die Nobelpreisverleihung für (Peter) Handke zu boykottieren", schrieb der amtierende albanische Außenminister Gent Cakaj auf Twitter. "Die Rechtfertigung von Kriegsgräueltaten während des Auseinanderbrechens Jugoslawiens darf nicht belohnt werden. Dies wird lediglich den Zustand der Verleugnung stärken, der überwunden und nachdrücklich verurteilt werden muss", schrieb er weiters.
Das Außenministerium des Kosovo hatte ebenfalls am Samstag auf Facebook mitgeteilt, dass seine Botschafterin in Schweden, Shkendije Geci Sherifi, nicht an der Zeremonie im Stockholmer Konzerthaus teilnehmen werde. Auch ein Vertreter der türkischen Regierung hatte die Schwedische Akademie am Samstag aufgefordert, die Entscheidung für die Nobelpreisvergabe an Handke zurückzuziehen.
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Peter Englund, Mitglied der Schwedischen Akademie, seine Teilnahme an der Zeremonie abgesagt hat. "Ich werde nicht an der diesjährigen Nobelwoche teilnehmen. Peter Handkes Nobelpreis zu feiern, wäre für mich eine grobe Heuchelei", schrieb der 62-jährige Autor, der in den 1990er-Jahren für die schwedische Tageszeitung "Dagens Nyheter" vom Balkankrieg berichtet hatte.
Wegen seiner pro-serbischen Haltung während der Balkan-Kriege löst Handke bis heute heftige Kontroversen aus. Kritik provozierte er auch 2006 mit einer Rede bei der Beerdigung des wegen Kriegsverbrechen und Völkermords angeklagten einstigen serbischen Staatschefs Slobodan Milosevic.