Es ist wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse Schwedens: Das dreigängige Menü, das am Dienstagnachmittag den 14 Nobelpreisträgern, der royalen Familie und den mehr als 1300 Ehrengästen in der Blauen Halle im Rathaus serviert wird. Veröffentlicht wird das Nobelmenü pünktlich um 19.01 Uhr an diesem Tag. Dann werden drinnen bereits die Champagnerkorken knallen – 400 Flaschen sind eingekühlt, dazu stehen 600 Liter Wasser, 450 Liter Wein und 300 Liter Kaffee bereit.
Robert Andersson ist einer von den 25 Mitwissenden. Mit seinen blauen Augen, seinen hellen Haaren und seinen breiten Schultern sieht er aus, als hätte er gerade einen Elch erlegt. Es ist das 17. Nobeldinner für den Manager von Mässrestauranger, die auch das Restaurant Stadhuskällaren betreiben und praktischerweise im Rathaus untergebracht sind. „Das Bankett ist Minute für Minute genau durchgetaktet“, sagt er. 57 Zentimeter sind pro Gast berechnet, nur für die Ausgezeichneten sind es mehr: 62 Zentimeter.
Geschirr, Kleidervorschrift, Gedeck – die Etikette ist klar geregelt, jeder Handgriff müsse sitzen, schließlich werde das Festessen auch im Fernsehen übertragen. Über die heurige Auslese verrät er: „Es schmeckt sehr gut, ist aber sehr anders als die anderen Jahre.“
Als Chefkoch für die Vorspeisen und den Hauptgang wurde Sebastian Gibrand nominiert. Er sagt zur Kleinen Zeitung: „Dieses Jahr fokussieren wir auf Zutaten aus Schweden.“ Sein Plan: Von der Spitze bis zur Wurzel möglichst alles verwenden.
Seit 2012 kann man im Stadhuskällaren bei Vorbestellung von mindestens zehn Gästen zum noblen Preis von 1856 Kronen (rund 180 Euro) eines der Menüs der Vergangenheit verkosten. „Auf Originalgeschirr und mit royalem Ablauf“ sagt Andersson. Mit Ausnahme einiger Jahrgänge, in denen „Schildkrötensuppe en vogue“ war. 2018 gab es gebackenen Saibling an Flusskrebssud, gegartes Roastbeef zu Erdäpfel- und Lauch-Terrine.