Seit Jahren ist die schottische Autorin Denise Mina eine Garantin für hochkarätige, politisch aufgeladene Kriminal-Literatur, die zumeist in Glasgow angesiedelt ist. In "Klare Sache" zeigt sie sich von einer völlig neuen, faszinierenden Seite. Sie treibt ein Katz- und Mausspiel mit der Leserschaft, hebt die Grenzen zwischen Lüge und Wahrheit mühelos auf und lädt zu einem rasanten Road-Trip quer durch Europa.
Die Protagonistin Anna McDonald hört leidenschaftlich gerne True-Crime-Podcasts. Ein Fall aber wirft sie völlig aus der Bahn - er handelt von einem mysteriösen Bombenanschlag auf einer kleinen, luxuriösen Jacht. Ein Familienvater und dessen zwei Kinder werden getötet. Anna war geraume Zeit mit Mann befreundet, von der Tragödie wusste sie nichts. Schon zu Beginn dieses doppelbödigen Krimis gibt Anna zu erkennen, dass sie gerne lügt. Nun aber will sie nichts als die volle Wahrheit schildern. Dies ist schon die nächste Lüge. Mehr zu verraten, wäre ein Betrug.
Denn Denise Mina serviert reihenweise Geschichten rund um Verschwörungstheorien, Verfolgungsjagden, Geldwäsche, aber stets gilt die Devise: wenn es nicht wahr ist, dann ist es grandios erfunden. Nichts ist klar in dieser "Klaren Sache", abgesehen davon, dass es sich um exzellente Krimikost, aber auch um eine Liebeserklärung an das Erzählen und das hinterliste Fabulieren handelt.Klarer Fall: das ist unser Krimi des Jahres.
Lesetipp: Denis Mina. Klare Sache. Ariadne, 352 Seiten, 21,50 Euro.
Werner Krause