"Das System kannst du in der Pfeife rauchen". Sie sagt es nicht nur, sie setzt es auch in die Tat um. Patience Portefeux, Mittfünzigerin, hat alles satt: die politischen Heucheleien, die verlogene Wohlstandsgesellschaft, die Jagd nach jedem Euro, um ein halbwegs genügsames Leben führen zu können. Ihren kargen Lohn verdient sie als Arabischübersetzerin, vorwiegend für ein Drogendezernat. Das verhilft ihr natürlich auch zu einer Vielzahl an streng geheimen Informationen. Also beschließt sie, den Spieß umzudrehen, um all den Gaunern mit der vermeintlich weißen Weste den Kampf anzusagen.

Feuerwerk

In mehreren Romanen belegte die französische Autorin Hannelore Cayre, hauptberuflich als Strafverteidigerin tätig, dass sie über einen reichhaltigen Fundus an Sarkasmen verfügt, aber mit "Die Alte" glückte ihr ein realsatirisches Feuerwerk, reich an Witz und Wut, Gesellschafts- und Sozialkritik. Vor allem aber ist es die grandiose Geschichte einer Einzelgängerin, die nicht im Winkel schmollt und grollt, sondern sich zur Wehr setzt.

Autorin Hannelore Cayre
Autorin Hannelore Cayre © Wiki/L. Carrasco

Skrupellos, unmoralisch, passend also für auf Lug und Trug gebautes System, das geradezu dazu auffordert, untergraben zu werden. Anarchie pur, getrübt lediglich durch das Wissen, dass dahinter auch sehr viel Wahrheit steckt. Der virtuose Roman wurde übrigens bereits verfilmt, mit Isabelle Huppert als Protagonistin.

Lesetipp: Hannelore Cayre. Die Alte. ariadne, 224 Seiten, 18,50 Euro.