"Special Edition“ klingt gut, was dahintersteckt, ist freilich wenig erfreulich. Coronabedingt köchelt auch die diesjährige Frankfurter Buchmesse, die vom 14. bis 18. Oktober über die Bühne geht oder eben nicht, auf Sparflamme.
Die Hallenausstellung wurde abgesagt, mit einer Mischung aus Lesefest und Digitalangeboten wollen die Veranstalter dennoch Autoren und Leser, Verlage und Händler zusammenbringen. In der Festhalle wird eine Bühne aufgebaut, auf der an fünf Tagen 60 Veranstaltungen zu erleben sind.
450 Zuschauer dürfen dem Hygieneplan zufolge nach Vorabregistrierung jeweils live dabei sein, alle anderen können sich den Livestream im Internet ansehen. Dazu kommen 77 Veranstaltungen an 35 Orten in der Stadt. Rund 120 Autoren lesen aus ihren Werken und diskutieren darüber, parallel dazu läuft das „Bookfest digital“.
Die Präsentation fällt also weitgehend flach, an lesens- und lobenswerten Büchern mangelt es hingegen auch in diesem Herbst nicht. Dass niemand eine Insel ist, wenngleich er eine solche besitzt, beweist der irische Autor Kevin Barry in seiner genial fantasierten „Biografie“ über John Lennon.
Rechtzeitig zu dessen 80. Geburtstag und 40. Todestag, kann man mit „Beatlebone“ eine berauschende und rauschhafte Zeitreise antreten. Wir schreiben das Jahr 1978. In der Realität sind es also nur noch zwei Jahre bis zu seiner Ermordung, in Barrys Buch sucht der von einer ganzen Dämonenheerschar heimgesuchte Ex-Beatle Ruhe, Abgeschiedenheit – und eine Insel im Westen Irlands, die er vor langen Jahren (auch in der Realität) gekauft hat.
Ein witziges und irrwitziges Buch, sprachlich wunderbar trollig und experimentierfreudig, eine torkelnde Magical Mystery Tour mit Sackgassen, aber grandioser Aussicht!
Buchtipp: Kevin Barry. Beatlebone. Rowohlt, 320 Seiten, 20,60 Euro.