Trojanow legt in kompakter Form die kaum noch durchschaubare Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Mafiosi offen. Etliche Bonzen tauchen mit ihrem echten Namen auf, nur Präsident Trump erhält den Beinamen Schiefer Turm, der russische Staatschef Putin heißt Mikhail Iwanowitsch, aus dem Sexmonster Epstein wird Wasserstein. Trojanow zeigt, wie lange Trump, früherer Meister der Insolvenzen, sich durch großzügige russische Finanzhilfe in Putins Hampelmann verwandelte. Andererseits erweist sich der Trump-Tower, bewohnt von dubiosen Geldhaien, Erpressern, nie verurteilten Großkriminellen und Oligarchen, als protziger Turm des Horrors und der Narrenfreiheit.
Die „Doppelte Spur“ endet in einer Sackgasse. Wahrheit, so Trojanow eher resignativ, sei in dieser Welt nicht mehr zugänglich. Zu sehr sei sie beherrscht von einer „Kakokratie“, die primär Unsicherheit verbreiten will, „bis einzig dem eigenen Propheten vertraut wird“.
Um lügen zu können, muss man die Wahrheit kennen. Und eine Wahrheit lautet, dass dies ein Pflichtbuch ist, um sich in dieser Lügenwelt noch halbwegs orientieren zu können.
Ilija Trojanow. Doppelte Spur. S. Fischer 240 Seiten, 22,90 Euro.
Werner Krause