Manche Dinge muss man nicht persönlich überprüfen, die glaubt man auch ohne einschlägige Erfahrungen. Zum Beispiel, dass es guttut, sich Bilder von der eigenen Beerdigung anzuschauen. Für Carolin ist das ein Trost in dunklen Stunden. Manchmal steht sie auch im Badezimmer, zieht das T-Shirt in die Höhe und betrachtet ihre Narben.

Carolin ist der neue Name einer verdeckten Ermittlerin, die in Frankfurt in eine Verbrecherbande eingeschleust worden ist. Bis auf drei Menschen, darunter ihr Ex-Chef Robert, weiß niemand, dass sie den letzten Einsatz überlebt hat. Jetzt arbeitet sie auf dem Wiener Zentralfriedhof als Blumenhändlerin. Ein Kranz mit der Kombination Lilien in Pink, orangefarbenen Gerbera und Vergissmeinnicht lässt sie erstens an sofortige Flucht denken und zweitens an die zerlegte Barrett M82 in ihrem Kleiderschrank.

Ursula Poznanski. Vanitas. Schwarz wie die Erde.  Knaur, 384 Seiten, 20,60 Euro.

Vanitas: Schwarz wie Erde


Carolin – sie sieht sich selbst nicht mehr ähnlich – ist die Protagonistin der neuen Thriller-Trilogie von Ursula Poznanski. Im ersten Band „Vanitas: Schwarz wie Erde“ erfährt man gerade so viel von ihr, dass man richtig neugierig wird. Sehr wahrscheinlich, dass man diese Carolin ähnlich sympathisch finden wird wie Ursula Poznanskis erfrischendes Salzburger Duo Bea Kaspary/Florin Wenninger.

Verschlüsselt und spannend

Die Wienerin, seit dem Jugendthriller „Erebos“ (2010) Stammgast auf den „Spiegel“-Bestsellerlisten (186 Wochen) und mit dem Österreichischen Krimipreis 2018 ausgezeichnet, weiß, wie man Spannung erzeugt und die Leser mit überraschenden Wendungen, interessant-seltsamen Charakteren und flüssigem Erzählstil fesselt.

Zum Einstieg wird Carolin – die Kommunikation mit ihrem früheren Chef läuft verschlüsselt über Blumengrüße – nach München geschickt, um sich mit der Tochter eines Bauunternehmers anzufreunden. Der Lambert-Konzern könnte in illegale Preisabsprachen und Korruption verwickelt sein. Mysteriöse Unfälle passieren (unter anderem wird eine Journalistin eingemauert) – allerdings bei den Konkurrenzunternehmen. Das beginnt eher harmlos, trotzdem muss sich Carolin bald ernsthafte Sorgen machen, dass ihre Tarnung auffliegen könnte.

Mehr wird hier nicht verraten. Ein Tipp noch: Es wäre empfehlenswert, mit der Blumenhändlerin des Vertrauens ein ernstes Wort zu reden. Über die geheime Botschaft orangefarbener Gerbera zum Beispiel.