Yevgeniy Breyger wird heuer mit dem Christine-Lavant-Preis geehrt. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung für Lyrik und Prosa würdigt Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in ihrem literarischen Schaffen "einen hohen ästhetischen Anspruch mit humaner Haltung und gesellschaftskritischem Blick vereinen", hieß es in einer Aussendung der Christine Lavant Gesellschaft mit Sitz in Wien vom Freitag. Die Verleihung erfolgt am 8. Oktober im Radiokulturhaus.
Breyger kam 1989 im ukrainischen Charkiw zur Welt, übersiedelte mit seiner Familie 1999 nach Deutschland und hat im Sommer dieses Jahres seinen Wohnsitz in Wien aufgeschlagen. Der 34-Jährige schreibt vor allem Lyrik, aber auch Prosa. Neben zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sind bisher vier Lyrikbände erschienen.
Lavant-Preisträger war schon beim Bachmann-Preis
Mit einem Prosa-Text trat Breyger heuer auch beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt an. "Breyger beherrscht die unterschiedlichsten lyrischen Formensprachen", so das Urteil der Jury. "In seinen Gedichten spielt er gerne mit dem Repertoire literarischer Traditionen und Gattungen. Individuelle Gefühlswelt wird mit detailverliebter Naturbeobachtung verbunden, philosophische Reflexionen verschränken sich mit Märchenmotiven, mit biblischen wie literarischen Zitaten. Meist ist es die Position des Außenseiters, die den Blickwinkel bestimmt, viele seiner Gedichte könnte man unschwer mit Texten von Christine Lavant in Beziehung setzen."
Auch eine soziale, politische Facette sei in Breygers Gedichten sichtbar, das Nachdenken über das Verhältnis von privatem Lebensglück und politischer Macht im Staat. "Die Relation von individueller Existenz und übergeordneter Herrschaft dominiert viele seiner Texte", hieß es. Im jüngsten Gedichtband "Frieden ohne Krieg" (2023) werde direkt auf den Krieg in der Ukraine Bezug genommen – wie auf die schwierige Situation ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland.
Wichtige literarische Stimmen
Der Christine-Lavant-Preis wurde von der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft 2016 ins Leben gerufen, um an die Dichterin und ihr Werk zu erinnern. Der Preis wird auf Vorschlag der international besetzten Jury an Personen vergeben, die in deutscher Sprache schreiben und die von der Öffentlichkeit bereits als wichtige literarische Stimmen wahrgenommen wurden. Kathrin Schmidt, Bodo Hell, Klaus Merz, Angela Krauß, Judith Schalansky, Maja Haderlap und Alois Hotschnig sind die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger.