Die erste, vorrangige Frage ist sehr persönlicher Natur: Sie waren elf Monate lang äußerst erkrankt. Wie geht es Ihnen gesundheitlich jetzt?
FRANZ SCHUH: Da muss ich – nach dem Erfolg, den ich unwillkürlich mit dem Ausstellen meiner Krankheit hatte – selbstironisch Nietzsche zitieren. Der schrieb im 19. Jahrhundert-Jargon: "Dieser geistige schweigende Hochmut des Leidenden, dieser Stolz des Auserwählten der Erkenntnis, des 'Eingeweihten', des beinahe Geopferten findet alle Formen der Verkleidung nötig, um sich vor der Berührung mit zudringlichen und mitleidigen Händen und überhaupt vor allem, was nicht seinesgleichen im Schmerz ist, zu schützen. Das tiefe Leiden macht vornehm; es trennt."

Wohlerhalten blieb also die Ironie. Und der Zynismus läuft Ihnen ja bereitwillig in die Arme. Kann das zu einem Überlebensmittel werden?
Zynismus ist, anders als Ironie, nie ein Lebensmittel. Zynismus ist zerstörerisch, ist nur die Freude am Ruin der anderen.

Danke für die Klarstellung. Ihr jüngster Essayband trägt den doppeldeutigen Titel "Ein Mann ohne Beschwerden". Die Beiträge sind durchwegs den Ereignissen des Jahres 2022 gewidmet, das Sie auch als "annus horribilis" bezeichnen. Welcher Horror sitzt besonders tief?
Es ist der Krieg. Dieser Krieg hat Tendenzen, in unkontrollierbare Verstrickungen zu führen, er ist zynisch: Das Glück der einen Seite ist der Untergang der anderen.

Kann man am österreichischen Wesen noch genesen?
Walt Disney produziert "Schneewittchen und die Sieben Zwerge" neu. Die Zwerge dürfen aber nicht mehr Zwerge heißen. Sie heißen "magische Wesen." Kogler und Rauch von den Grünen schicken mir in einer Mail die Botschaft: "Uns geht’s um deine Gesundheit." Warum sollten Kogler und Rauch nicht die magischen Wesen sein, an denen wir genesen?