Oeuvre und Erfolg lassen staunen: Brezinas Bücher wurden in mehr als 35 Sprachen übersetzt und verkauften sich laut Wikipedia rund 70 Millionen Mal weltweit. Darüber muss der Autor schmunzeln: "Ich weiß nicht, wo diese Zahlen herkommen. Offiziell sind es 45 Millionen oder so. Ich weiß es nicht. Aber 70 kann ich mir nicht vorstellen, ich bin da eher bescheiden." Um Zahlen geht es ihm auch gar nicht, betont Brezina gegenüber der Austria Presse Agentur, der sich als "Geschichtenerzähler der Freude" bezeichnet: "Das fasst alles zusammen." Das neue Buch, die Erzählung "Was soll ich mir wünschen ... wenn ich nicht weiß, was ich will", ist eine autobiografisch geprägte Geschichte über den Sinn des Lebens.
Seine ersten Schritte in Richtung seiner Berufung hat der am 30. Jänner 1963 als Thomas Conrad Brezina geborene Autor als Achtjähriger mit einer Geschichte über eine Maus auf dem Jupiter getan, sechs Jahre später folgte für Drehbücher zur Puppenfernsehserie "Tim, Tom und Dominik" der Große Österreichische Jugendpreis. Ein erstes Hineinschnuppern in ein Metier also, das zum fixen zweiten Standbein wurde: Mehrfach entwarf Brezina Konzepte und Drehbücher für das Fernsehen, seit 2008 zeichnet er federführend für das ORF-Kinderprogramm "Okidoki" verantwortlich.
Davor aber war er als Puppenspieler bei Arminio Rothstein tätig, besser bekannt als Clown Habakuk. Er spielte unter anderem den Zauberer Tintifax, "aber gesprochen habe ich ihn nicht", so Brezina, der des Weiteren Gutenachtgeschichten und Hörspiele für das Radio schrieb und schließlich als Regieassistent für Sendungen wie "Am dam des" begann. Mittlerweile war Brezina an der Entstehung von rund 40 TV-Formaten mitverantwortlich, hauptsächlich für den ORF, aber auch für ausländische Kanäle.
Durchbruch mit der Knickerbocker-Bande
Anfang der 1990er-Jahre gelang dem Autor mit der Serie "Die Knickerbocker-Bande" über vier Jungdetektive der endgültige Durchbruch. Dass er ein Mädchen zum Oberhaupt der Bande machte, stieß zunächst nicht auf allgemeine Begeisterung: "Man hat mir gesagt, dann ist der Flop vorprogrammiert, weil Buben das so nicht lesen wollen und Mädchen diese Art von Büchern weniger lesen. Aber ich habe darauf bestanden. Heute sagen mir viele Frauen, dass das für sie sehr wichtig war. Ich habe das aus dem Gespür heraus gemacht, da war kein intellektuelles Konzept dahinter."
Drei Jahre später erfreute er sein junges Publikum erstmals mit dem tollsten Fahrrad der Welt, "Tom Turbo", das er auch interaktiv auf die Bildschirme holte. Serien wie "Drachenschatz" oder "Der Forscherexpress" folgten. Brezina schreibt auch Serien, die sich gezielt nur an Buben oder nur an Mädchen wenden, 2017 brachte er den ersten "Knickerbocker"-Band heraus, der sich an ehemalige, nun erwachsene Leserinnen und Leser der Serie richtete – es wurde ein Bestseller. "Das ist einfach so gekommen, wie alles in meinem Leben. Ich bin eines Tages aufgestanden und hab' gesagt: Ich schreib die erwachsene Knickerbocker-Bande", erzählt der TV-Liebling.
Die Kreativität Brezinas scheint keine Grenzen zu kennen und beschränkt sich nicht auf das Schreiben für Jung und Alt sowie das Gestalten von Kindersendungen. So hat er etwa für den Stephansdom einen Audioguide für Kinder kreiert, eine Bibel in Reimen verfasst ("Ich bin nicht katholisch, aber das Buch hat mein Leben sehr beeinflusst.") und Erlebniswelten mitgestaltet. Mit seinem ersten Sachbuch "Tu es einfach und glaub daran" gab Brezina Tipps und Tricks für ein glücklicheres Leben. Seine aktuelle Erzählung schließt hier thematisch an.
Brezina lebt abwechselnd in Wien und seit 28 Jahren in seiner zweiten Heimat London, die ihn inspiriert, wie er sagt. "Ich habe viel in England gelernt. Englische Literatur hat mich beeinflusst, nicht deutsche." An seinem Alltag lässt er via Social Media teilhaben – "nicht um schönzufärben, sondern um freudige Sachen hinauszustellen". 2016 heiratete er seinen Lebensgefährten Ivo. Auf Instagram etwa gibt er Einblicke ins Eheleben. "Es schreiben mir viele, wenn sie das über uns sehen, gibt ihnen das Mut."
Der Autor engagiert sich karitativ für benachteiligte Kinder, ist Botschafter von Unicef und unterstützt die Volkshilfe. "Das sehe ich als selbstverständlich", sagt er. "Ich unterstütze außerdem die Ausbildung von Partnerhunden. Weil der allererste Partnerhund, der in Österreich ausgebildet wurde, für ein Kind im Rollstuhl, war vor 33 Jahren bei mir im Fernsehen. Das hat mich beeindruckt."
Brezina wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt u.a. das Goldene Verdienstzeichen der Republik. In China gilt er als einer der auflagenstärksten ausländischen Autoren. Dort habe er auf einer Promotour erstmals den Satz "Danke für eine schöne Kindheit" gehört. "Das ist die höchste Auszeichnung für mich", so Brezina.
Sein aktuelles Buch mag "Was soll ich mir wünschen ... wenn ich nicht weiß, was ich will" heißen, was er sich zum runden Geburtstag wünscht, weiß Brezina: "Dass der Fluss des Lebens, auf dem ich seit 60 Jahren dahingleite, mich weiter so trägt. Ich lasse mich überraschen, wohin. Ich werde das Boot aber weiterhin rudern und versuchen, den Strom immer gut zu meistern, mich nicht zu sehr aufzuregen und zu genießen. Gesund bleiben, das ist es! Und Ideen zu haben, sie umzusetzen und an Menschen zu bringen. Und weiterhin so ein fröhliches Eheleben führen zu können. Was will ich mehr?"