Über viele Jahre hinweg galten die "Winnetou"-Bücher von Karl May als unangefochtene Meilensteine der deutschen Literaturgeschichte. Heute wird die bei Leserinnen und Lesern jeden Alters beliebte Reihe rund um Apachen-Häuptling Winnetou und seinem weißen Kameraden Old Shatterhand in einem weit kritischeren Licht betrachtet. Manche sehen die Abenteuerromane als ein Paradebeispiel für kulturelle Aneignung und der Verharmlosung historischer Gräueltaten. Nun wurde sogar eine Neuinterpretation der Jugenderzählung vom Markt genommen.
Bücher zu neuen Film sorgen für Empörung
Das Schaffen Karl Mays wurde in der Vergangenheit schon mehrfach für Kino und Fernsehen adaptiert – die "Winnetou"-Verfilmungen aus den 1960er-Jahren genießen Klassikerstatus bei Jung und Alt, mit dem Kassenschlager "Der Schuh des Manitu" wurde die Geschichte von Blödelregisseur Michael Bully Herbig aus einem parodistischen Blickwinkel erzählt. Seit 11. August läuft eine gänzlich neue Interpretation der bewährten "Winnetou"-Story in den deutschsprachigen Kinos. "Der junge Häuptling Winnetou" widmet sich – wie der Titel bereits vorwegnimmt – einer verjüngten Version des Apachen-Oberhaupts. Zu Marketingzwecken wurden zum Start des Kinderfilms zwei neue Buchauskopplungen sowie ein Stickerheft und ein Puzzle herausgegeben.
Aufgrund zahlreicher Beschwerden hat Ravensberger die Produktion der Bücher nach nur wenigen Tagen auf Eis gelegt. "Wir haben die vielen negativen Rückmeldungen zu unserem Buch 'Der junge Häuptling Winnetou' verfolgt und wir haben heute entschieden, die Auslieferung der Titel zu stoppen und sie aus dem Programm zu nehmen. Wir danken Euch für Eure Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger-Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich", so der deutsche Verlag auf seinem Instagram-Account.