Der Traum vom unbeschwerten Leben im Süden, so könnte er aussehen: Eingeladen von einem reichen Gönner verbringen in „Sieben Tage Sommer“ fünf einstige Jugendfreunde eine Woche in einer Villa an der Côte d’Azur, umsorgt von einer Hausdame, die für Nachschub an gutem Essen und Top-Weinen zuständig ist.
Die fünf hatten als jugendliche Touristen 30 Jahre zuvor bei einer Wanderung eine Entführung des Bankiers Max vereitelt. In den Jahren darauf verfolgte der Gerettete dezent das Leben der Freunde und unterstützte sie gelegentlich anonym. Jetzt sollen sie es sich in seiner Villa gut gehen lassen. Als „Frühstücksmamsell“ hat er die junge Anja engagiert.
Doch die ehemaligen Freunde haben sich auseinandergelebt und nur noch wenig gemeinsam. Worauf läuft das wohl hinaus? Der abwesende Gastgeber und die Kammerspiel-Atmosphäre lassen an Agatha Christie denken. Doch es sei verraten: Leiche gibt es keine.
In Form eines amüsant zu lesenden E-Mail-Romans zwischen Anja und Max denkt der Autor Thommie Bayer über das Glück nach – wie schon in seinem Roman „Eine kurze Geschichte vom Glück“, der für den deutschen Buchpreis nominiert war.
Mit leichter Hand entwirft der einstige Maler und Sänger ein Glücksszenario, das die Beschenkten aber nicht wirklich genießen können. Selbst Max bekommt Zweifel: „Trotzdem wird mir klar, dass das Ganze ein leicht degoutantes Unterfangen ist.“ Er wird nicht auftauchen an der Côte d’Azur, seine Gäste werden abreisen, und doch wird er sein Ziel erreicht haben. Anja hat ja schon längst vermutet, dass da etwas Unausgesprochenes dahinter steckt. Und wir Leserinnen mit ihr.
Thommie Bayer. Sieben Tage Sommer.Piper, 152 Seiten, 22,70 Euro.
Karin Waldner-Petutschnig