Unter den fünf Titeln der Shortlist des Wortmeldungen-Literaturpreises 2022 findet sich mit der Kleine-Zeitung-Kolumnistin Valerie Fritsch auch eine Österreicherin. Die Grazerin rittert mit Theresia Enzensberger, Joshua Groß, Volha Hapeyeva und Deniz Utlu um die mit 35.000 Euro dotierte Auszeichnung, die von der Crespo Foundation vergeben wird. Die nominierten Texte werden am 10. Februar im Literaturhaus Frankfurt/Main vorgestellt. Der Preisträger wird im März verkündet, die Verleihung folgt am 19. Juni.
„Während die Öffentlichkeit von ständig neuen Schauplätzen heutiger Krisen und Katastrophen erfährt, spürt die Literatur den Verwerfungen unserer Zeit an mitunter wenig beachteten Orten nach“, heißt es seitens der Jury. „Davon zeugen die fünf Texte, die uns die Gegenwart in eindrücklichster Weise nahebringen, und die beispielhaft sind für die beschreibende, reflektierende und protestierende Kraft der Literatur.“ Die fünf Finalistinnen und Finalisten wurden aus 120 eingereichten Texten ausgewählt.
Der Jury gehören neben dem Kritiker Paul Jandl noch der Journalist und Autor Hasnain Kazim, die Politikwissenschaftlerin Esra Küçük, die Literaturkritiker Christine Lötscher und Ijoma Mangold sowie die Theaterintendantin Barbara Mundel und der Soziologe Sighard Neckel an. Jede Nominierung ist mit 3500 Euro dotiert. Die Texte können ab sofort online gelesen werden, Valerie Fritsch entwirft in ihrer Erzählung über eine Altenpflegerin in „Die Dame mit dem Zuckerfuß“ eine Spirale von Abhängigkeiten und Gewalt.
Der „Literaturpreis für kritische Kurztexte“ wird jährlich von der Crespo Foundation ausgelobt und für herausragende literarische Kurztexte verliehen, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen einige österreichische Autorinnen und Autoren: 2019 gewann Thomas Stangl, 2020 Kathrin Röggla. Im Vorjahr wurde die Deutsche Autorin Marion Poschmann ausgezeichnet.
Valerie Fritsch erhielt bisher zahlreiche Preise, zuletzt etwa den Peter Rosegger Preis des Landes Steiermark und den Brüder Grimm Preis der Stadt Hanau 2021. Ihr jüngster Roman „Herzklappen von Johnson & Johnson“ (Suhrkamp) stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020. 2015 wurde sie beim Bachmann-Preis in Klagenfurt mit dem Kelag-Preis und dem Publikumspreis bedacht.