Die Schriftstellerin Andrea Grill erhält den diesjährigen "Literaturpreis der Österreichischen Industrie - Anton Wildgans". Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung soll der gebürtigen Oberösterreicherin am 9. September im Wiener Haus der Industrie überreicht werden, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Bei Grill finde man eine "vielsagende Sprache, in der gründliche Sachkenntnis zum Ausdruck kommt", so die Jury-Begründung.
Die "großen abstrakten Worte" seien nicht Grills Sache, hieß es weiters, ebenso wenig wie "überschäumende Emotionen oder dramatische Konflikte". Stattdessen finde sich in den Gedichten, Erzählungen und Romanen der studierten Biologin "nicht selten auch trockener Humor, eine feine Ironie und zugleich namentlich eine Empfindsamkeit sondergleichen allen Erscheinungen der Welt gegenüber". Diese reiche von der Natur bis zu "Rede- und Verhaltensweisen der Menschen" oder deren Verstellungskünsten.
Die 1975 in Bad Ischl geborene Grill studierte Biologie, Italienisch, Spanisch und Linguistik in Salzburg, Thessaloniki und Tirana. 2003 folgte ihre Promotion an der Universität von Amsterdam im Fach Evolutionsbiologie, 2017 habilitierte sie an der Universität Wien. Heute ist Grill als freie Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Albanischen, Italienischen und Niederländischen tätig und lebt in Wien und Amsterdam.
Bereits während ihrer Tätigkeit als Forscherin startete Grill ihre literarische Karriere. Bisher sind u.a. "Der gelbe Onkel. Ein Familienalbum" (2005), "Das Schöne und das Notwendige" (2010), "Safari, innere Wildnis - Gedichte" (2014), "Das Paradies des Doktor Caspari" (2015) sowie der Roman "Cherubino" (2019) erschienen. Die Autorin wurde mit dem Otto-Stoessl-Preis, dem Förderpreis des Bremer Literaturpreises sowie dem Förderpreis für Literatur der Stadt Wien ausgezeichnet.
Der "Literaturpreis der Österreichischen Industrie - Anton Wildgans" wird seit 1962 von einer unabhängigen Jury vergeben. Diese setzte sich heuer aus Marianne Gruber, Ehrenpräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, Johann Holzner, ehemaliger Leiter des Brenner-Archivs an der Universität Innsbruck, sowie Autorin Barbara Neuwirth zusammen. Die Auszeichnung richtet sich an heimische Schriftstellerinnen und Schriftsteller der jüngeren oder mittleren Generation, "deren oder dessen Werk von hervorragender Relevanz für die literarische und gesellschaftliche Korrelation unserer Zeit ist". Zu den bisherigen Preisträgerinnen gehörten Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Michael Köhlmeier, Olga Flor, Robert Seethaler, Sabine Scholl, Daniel Kehlmann oder Reinhard Kaiser-Mühlecker.
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