Der deutsche Schriftsteller Ludwig Fels ist tot. Er verstarb am heutigen Montag, 11. Jänner, im Alter von 74 Jahren in seiner Wahlheimat Wien, in der er seit 1983 lebte, wie sein Verlag Jung und Jung mitteilt. Der aus Franken stammende Fels schrieb neben Lyrik, Theaterstücken und Hörspielen auch zahlreiche Romane. Zuletzt stand sein 2020 erschienenes Werk "Mondbeben" auf der Longlist für den Österreichischen Buchpreis.
Fels war bekannt für seinen bildmächtigen Stil und seine große Unmittelbarkeit und war dabei ein Autodidakt. Nahezu als Exot betrat Fels 1973 mit seinem Lyrikband "Anläufe" die literarische Bühne: Geboren am 27. November 1946 im bayerischen Treuchtlingen, brach er nach der Schule zunächst eine Malerlehre ab und schlug sich dann als Hilfsarbeiter durchs Leben, wurde schließlich Packer in einer Nürnberger Halbleiterfabrik. Diese proletarischen Erfahrung als gesellschaftlicher "Underdog" ließ er später ebenso in sein literarisches Werk einfließen wie seine rebellische Wut gegen Ausbeutung und Unterdrückung in jeder Form.
"Die Sünden der Armut"
Bereits für seinen ersten Roman "Die Sünden der Armut" erntete Fels Beachtung und bewundernde Kritiken. Sein folgender Roman "Ein Unding der Liebe" (1981) wurde vom ZDF verfilmt, auch "Rosen für Afrika" (1985) erreichte eine große Anzahl von Lesern. Fels erzählte von Menschen, die in ihrer Situation gefangen sind, und sich oft nicht anders artikulieren können als durch Aggression und Gewalt. Seine Themen fand Fels im gesellschaftlich-politischen Bereich, er griff Krankheit und Sterben als Motiv ebenso auf wie politische Missstände, etwa die - in dem Fall sexuelle - Ausbeutung armer Länder durch den reichen Westen, wie in "Mister Joe".
Dabei fand er im Laufe seines Leben zu einer kraftvollen, zwischen drastischen Schilderungen und feiner Poesie oszillierenden Sprache, die oft verblüffte und Sichtweisen infrage stellte. Auch in seinen Theaterstücken, etwa "Lämmermann", "Soliman" oder "Die Hochzeit von Sarajewo", setzte Fels diesen Wechsel der Stilebenen und den Kontrast von Poesie und Alltagsrealität als packendes dramaturgisches Mittel ein.
Weitaus sparsamer ging Fels mit ästhetischen Mitteln in der Erzählung "Der Himmel war eine große Gegenwart" um, in der er den langsamen Krebstod seiner Mutter schildert. Immer wieder spaltete der Schriftsteller die Kritik mit seinen eruptiven Schilderungen seelischer Ausnahmezustände und seinen oft negativen Helden. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" etwa ärgerte sich bei "Bleeding Heart" über "Blut, Schweiß und Tränen", die "mechanisch im Laboratorium des Seelenhorrors erzeugt" seien. Die "Neue Zürcher Zeitung" dagegen lobte den Autor von "Krums Versuchung" 2003 für seinen "Mut zum Pathos, den Willen zur Macht der Gefühle".
Und für sein polarisierendes Werk wurde Fels auch vielfach gewürdigt. So erhielt er unter anderem den Kulturpreis der Stadt Nürnberg (1974 und 1981), den Literaturpreis Kranich mit dem Stein (1992), den Wolfgang-Koeppen-Preis (2004), den Wolfram-von-Eschenbach-Preis (2011) sowie den Johann-Alexander-Döderlein-Kulturpreis (2015).