Mit seiner Lust am Fabulieren und seiner eigentümlichen Art, Zufälle zu beleuchten, hat der Schwede Jonas Jonasson die ganze Welt mit nur fünf Büchern erobert. 45 Übersetzungen, 16 Millionen verkaufte Exemplare. Die eindrucksvollen Zahlen rufen natürlich ebenso viele Kritiker auf den Plan. Jonasson schreibe PS-starken Klamauk auf einem harmlosen Rennkurs. Blödsinn!
In seinem Debüt-Bestseller verwirrt ein hundertjähriger Greis die Mafia, im darauffolgenden Buch (die ulkigen Titel sind stets zu lange, um sie in einer Rezension zu nennen) steigt eine analphabetische Latrinen-Putzfrau zur Ingenieurin des südafrikanischen Nuklearprogramms auf. Ja, in Jonassons Werken ist der Zufall unerhört pünktlich. Nichts scheint möglich, bis es passiert. Und in den „hanebüchenen“ Büchern des Schweden ist so ziemlich alles möglich. Personen aus aller Welt treffen aufeinander, es wird munter gereist, als wäre Kapstadt die Nachbarstadt Stockholms.
Ganz nebenbei durchwandern die in ihrer Tragik irrwitzig skizzierten Protagonisten historische Wirklichkeiten. Da wird der Fiktion alles abverlangt. Und dem Leser erst!
Der Massai übt Rache
In Jonassons jüngstem Werk schwängert der nationalistische Kunsthändler Victor eine schwarze Prostituierte. Als das uneheliche Kind Kevin das Volksschulalter erreicht hat, fliegt Victor mit dem Buben nach Afrika, um ihn an wilde Löwen zu verfüttern. Der Sohn überlebt und wird zum Massai-Krieger. Seine Tapferkeit endet, als ihm die rituelle Beschneidung bevorsteht.
Er flüchtet nach Schweden. Dort trifft er auf Victors Ex-Frau. Die beiden verlieben sich und planen einen Rachefeldzug. Wie der Zufall es will, hatte die berühmte Malerin Irma Stern vor ihrem Ableben das afrikanische Dorf, in dem Kevin später Zuflucht finden sollte, besucht. Ihre dort hinterlassenen Gemälde jubeln die beiden Victor als scheinbare Fälschungen unter. Bis sie erfahren, dass diese echt sind.
Was die Bücher des Schweden so einzigartig macht? Außenseiter entfliehen ihrem vorgegebenen Lebenspfad. Diese gnadenlos tobende Welt wirkt in Jonassons Schreib-Händen so schön handlich. Es menschelt wunderbar, und am Ende siegt das Glück. Was für ein (Lese-)Glück!