Stellen Sie sich vor, Sie würden zu einem Produzenten gehen und dort ihre spannungsgeladenen Zutaten zu einer Krimiserie auflisten: Ein Ort, wo sich Fuchs und Hase um zirka 17 Uhr „Gute Nacht!“ sagen. Ein Inspektor mit dem Phlegma eines Dorfbrunnens. Eine Gemischtwarenhändlerin als Fake-News-Beauftragte. Verfolgungsjagden mit einem Puch-Waffenrad. Dazu vier Mörder für einen Mord, die zwischen Veltlinern und Portugiesern ihre Tat gestehen...

Ich denke, man würde sie bestenfalls für plemplem halten. „Polt muss weinen“ war schon im Erscheinungsjahr 2000 wie aus der Zeit gefallen. Jetzt, bei einer der vielen Wiederholungen, hätte man am liebsten eine venezianische Gondel auf den Fernseher gestellt, aber der ist ja mittlerweile so flach.

Und doch sind die bisher sechs Verfilmungen der sieben Episoden des Dorfgendarmen Simon Polt durch Julian Pölsler mit Erwin Steinhauer in der Hauptrolle in ihrer begnadeten Langsamkeit ganz heutig, weil man dem Allzumenschlichen ja nie nachhetzen muss: Güte und Geiz, Liebe und Hass, Zweifel und Zwang, Eifer und Sucht... Die Filmbilder sind so ruhig wie die Worte und die Art des Autors. Der wurde am Montag 75. Still und leise, wie es zu ihm passt. „Die Leisesten sind die Weisesten“, heißt es. Alles Gute, Alfred Komarek!