Herr Fian, was ist das für ein Gefühl, wenn der eigene Roman, „Das Polykrates-Syndrom“ verfilmt wird?
ANTONIO FIAN: Man freut sich und fürchtet sich ein bisschen.


Haben Sie „Glück gehabt“ schon gesehen und wie gefällt Ihnen der Film?
Ich finde ihn großartig. Die Furcht war unbegründet.


Ich nehme an, dass Sie beim Schreiben von „Das Polykrates-Syndrom“ ein sehr klares Bild Ihrer Figuren vor Augen hatten. Wodurch unterscheiden sie sich nun rund um Hauptdarsteller Philipp Hochmair?
Mir war klar, als ich der Verfilmung zugestimmt habe, dass ich mich von meiner Vorstellung der Figuren verabschieden muss. Aus diesem Grund habe ich auch nicht am Drehbuch mitgeschrieben, sondern habe das Peter Payer überlassen. Der Film ist gewissermaßen seine Interpretation meines Romans. Er hat auch die Darstellerinnen und Darsteller ausgesucht, und alle von ihnen agieren auf höchstem Niveau. Darüber bin ich sehr glücklich.


Haben Sie sich schon während des Schreibens gedacht, dass sich die Story gut auf der Leinwand machen würde?
Die Geschichte war anfangs für einen Film geplant, aber es ist niemand auf meinen ersten Entwurf angesprungen. Also habe ich gedacht, vielleicht ist es doch eher ein Roman, und habe angefangen, „Das Polykrates-Syndrom“ zu schreiben, und habe diesen für meine Verhältnisse ungewöhnlich langen Text auch tatsächlich fertiggeschrieben und war zufrieden damit. Und jetzt ist er über Umwege doch noch ein Film geworden, noch dazu ein großartiger. So gesehen: Glück gehabt.


Sie selbst haben auch einen kleinen Cameo-Auftritt im Film: Wie lief es am Set? Und hat Ihnen diese Rolle vor der Leinwand gefallen?
Es war schön, auf diese Weise für kurze Zeit bei den Dreharbeiten dabei zu sein. Nur Zuschauen ist ja fad. Mit Angeboten aus Hollywood rechne ich allerdings nicht wirklich.


Hält sich denn das Drehbuch an die Romanvorlage? Oder wo weicht es ab?
Sieht man vom Ende ab, hält sich der Film im großen und ganzen an die Vorlage. Das Buch ist allerdings in manchem ein bisschen grausamer, ein bisschen unangenehmer.


Was sind denn Ihre nächsten Projekte?
Mehr Gedichte würde ich gern wieder schreiben.


Sie kennen durch zahlreiche Kuraufenthalte Bad Ischl sehr gut und haben Ihre Eindrücke auch in Limericks verarbeitet. Wie beurteilen Sie die Entscheidung, dass die Region Europäische Kulturhauptstadt 2024 wird?
Es waren nur zwei Reha-Aufenthalte, sehr gut lernt man eine Ortschaft da nicht kennen. Allerdings hat man viel freie Zeit. So habe ich eine sehr anspruchsvolle literarische Form entwickelt, den Ischlerick. Formal funktioniert er wie ein Limerick, aber er muss in Bad Ischl spielen und in Bad Ischl entstanden sein. Das ist nicht einfach. Durch die Kulturhauptstadt-Entscheidung wird der Ischlerick hoffentlich Weltgeltung erlangen.


Eine abschließende Frage: Der Protagonist hat, titelgebend, Glück gehabt. Die Industrie mit dem Glücksempfinden boomt, die Politik installiert Glücksministerien und viele Menschen haben dauernd das Gefühl, wider das Unglück ankämpfen zu müssen. Was bedeutet eigentlich Glück für Sie?
Ein bisschen habe ich da Ähnlichkeit mit dem Artur im Film. Abwesenheit von Unglück erscheint mir fast schon als Glück.

Und wann haben Sie in Ihrem Leben zuletzt wirklich Glück gehabt?
Im vergangenen Frühjahr, als ich auf unserem Gartengrundstück nicht in den 15 Meter tiefen Brunnen gefallen bin, von dem wir nicht gewusst hatten, dass er existiert.