Seine große Kunst, gekonnt an mehreren Handlungssträngen zu ziehen, stellte der Tiroler Literat Norbert Gstrein (58) in seinen Romanen schon mehrfach unter Beweis. In seinem jüngsten Roman, „Als ich jung war“, bringt er diese rare Gabe virtuos zur Vollendung. Der erste Schauplatz der Geschichte ist ein Tiroler Schlosshotel, wo die Braut in der Hochzeitsnacht auf mysteriöse Weise ums Leben kommt. Franz, der knapp 17 Jahre alte Protagonist, wollte sich bei dem Fest als Hochzeitsfotograf versuchen.

Der zweite Schauplatz ist ein Wintersportort im US-Staat Wyoming. Dort nimmt Franz kurz nach dem Todesfall einen Job als Skilehrer an. Bald verbindet ihn eine enge Freundschaft mit einem seiner Privatschüler – es ist ein aus der einstigen Tschechoslowakei ausgewanderter Physiker.

Gerüchte über eine homosexuelle Beziehung machen die Runde, überschattet von einer weiteren Tragödie. Der Professor verübt Selbstmord. Auch hier bleiben viele Fragen offen. Aber Gstrein, dessen Roman sich auch wie ein Krimi lesen lässt, verzahnt zwar mehrere Geschichten, denkt aber gar nicht daran, die Rätsel zu lösen. Die Jury würdigte den „bewundernswert klaren Satzbau“ des Autors, der 1988 mit der Erzählung „Einer“ debütierte.

Norbert Gstrein: Als ich jung war. Hanser, 352 Seiten, 23 Euro
Norbert Gstrein: Als ich jung war. Hanser, 352 Seiten, 23 Euro © KK

Gstrein ist nach Friederike Mayröcker, Eva Menasse und Daniel Wisserder vierte Gewinner des Österreichischen Buchpreises, der mit 20.000 Euro dotiert ist. Der Autor war bei der Preisverleihung nicht anwesend – er schreibt in Hamburg bereits an seinem nächsten Roman.

Debütpreis

Angela Lehner bei der Verleihung des Debüt-Preises
Angela Lehner bei der Verleihung des Debüt-Preises © APA/HANS PUNZ

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis für das Debüt des Jahres geht an die gebürtige Klagenfurterin Angela Lehner (32). Sie schuf mit „Vater unser“ eine in einer psychiatrischen Anstalt angesiedelte, entlarvende Mischung aus Familiengeschichte, Krankenhaus-Chronik und Macho-Gehabe.