Das Buch schließt die mit "Die Kindheit Jesu" und "Die Schulzeit Jesu" begonnene Trilogie ab, in der u.a. Topoi von Flucht und Migration abgehandelt werden. Seit jeher verknüpft der 1940 in Kapstadt geborene Autor Elemente der eigenen Biografie mit grundsätzlichen Überlegungen zu Politik und Moral. Der deutsche Kultur- und Literaturwissenschaftler Jan Wilm zeigte diese Zusammenhänge in einer luziden Analyse von Coetzees Roman "Warten auf die Barbaren" (1980) auf und schloss mit der Feststellung, dass wir nach wie vor in einer Welt leben, in der in jedem Moment jemand gefoltert wird, und mit der Frage, wie es wäre, wenn wir hinsähen, wie wir dann damit weiterlebten und welche Entscheidungen wir träfen.
Sehr anschauliche Beispiele aus der übersetzerischen Arbeit steuerte Reinhild Böhnke bei, die Coetzees Bücher seit 1998 ins Deutsche überträgt. Übersetzung bedeute immer auch Interpretation und die Notwendigkeit der Vergewisserung, ob Übereinstimmung mit den Intentionen des Autors gegeben sei, so Böhnke. Die Herausforderung bei Coetzee bestehe u.a. darin, offene und verdeckte Anspielungen, literarische Zitate und zeitgeschichtliche Bezüge zu erkennen, den feinschwebend-ironischen Unterton nicht zu übertreiben und für manche spezifische Formulierung den adäquaten, nicht immer wortwörtlichen Ausdruck im Deutschen zu finden. Diese Arbeit wird oft wenig honoriert. Böhnke zeigte sich jedenfalls darüber erfreut, "noch nie so viel Anerkennung erfahren zu haben wie in den letzten Tagen."
Viel Prominenz war im Publikum vertreten, von Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und dem niederösterreichischen Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl (SPÖ) über Festival-Initiator Rudolf Scholten bis zu ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner und Ö1-Chef Peter Klein. Andrea Schurian führte in bewährter Weise durch das von Bettina Hering gestaltete Programm. Coetzee verewigte sich im Heidenreichsteiner Literaturwald, wo alle bisherigen Gäste einen Baum gepflanzt hatten, mit einer Hainbuche. Wer ihm bei der 14. Auflage von "Literatur im Nebel" nachfolgen wird, ist noch nicht bekannt.