Die eigenen Memoiren oder gar einen Roman zu schreiben ist viel Arbeit - und bringt möglicherweise schlechte Kritiken. Der neueste Trend für Literatur-affine Stars in den USA deswegen: Für etablierte Verlage Bücher herausgeben. Sarah Jessica Parker macht es vor.
Sarah Jessica Parker nimmt das Buch überall mit hin. Via Instagram zeigt sich die US-Schauspielerin damit lesend auf dem Boden ihres Wohnzimmers, auf den Treppenstufen ihres Hauses, oder auf der Straße in New York, die rechte Hand mit dem Buch hochgestreckt, um ein Taxi anzuhalten. "A Place for Us" von Fatima Farheen Mirza sei ein "wunderschöner Debütroman" und ihr "Begleiter zwischen Meetings, am Set, in Taxis, in der U-Bahn und in der Mittagspause", schreibt Parker. Auch Ehemann und Schauspielkollege Matthew Broderick fotografiert Parker mit dem Buch, lesend am Strand.
Schon häufiger hat die frühere "Sex and the City"-Darstellerin ihren rund 4,7 Millionen Fans bei Instagram von ihren Lieblingsbüchern erzählt. Diesmal hat Parker allerdings ein ganz besonderes Interesse an der Vermarktung des Buches, sie hat es nämlich selbst herausgegeben. "A Place for Us", die Geschichte eines muslimischen Paares aus Indien, das nach Kalifornien auswandert und dort eine Familie gründet, ist das erste Buch, das Parker für den zu Penguin Random House gehörenden Hogarth Verlag ausgewählt hat. Weitere Bücher sollen unter der Marke "SJP for Hogarth" folgen. Im deutschsprachigen Raum soll das Buch unter dem Titel "Worauf wir hoffen" demnächst bei dtv erscheinen.
Parker ist längst nicht der einzige Star in den USA, der neuerdings im Nebenjob Bücher herausgibt. Der Rapper Stormzy sucht unter dem Namen Merky Books Bücher für Random House aus, Schauspielerin Lena Dunham mit Lenny Books ebenfalls für Penguin Random House, bisher hauptsächlich Essay-Sammlungen. Schauspieler Johnny Depp ist für HarperCollins tätig, Talkmasterin Oprah Winfrey für Flatrion Books und der frühere Baseball-Star Derek Jeter für Simon & Schuster. Die Stars suchen - mit Hilfe von Verlagsexperten - Bücher aus, die sie mögen, die aber auch gut zu ihrem Image und den Interessen ihrer Fans passen, ob Belletristik oder Sachbuch.
Der "Star-Verlag" sei in den vergangenen Jahren zu einer eigenen Nischen-Branche geworden, von der sowohl die Verlage als auch die Stars profitieren, schreibt der "Guardian": "Die Verlage suchen Stars und ihre lukrativen Fanmengen - und die Stars suchen nach einem weiteren Betätigungsfeld in ihrem Portfolio."
Auch früher schon schrieben Stars ihre Memoiren, versuchten sich mehr oder weniger erfolgreich als Belletristik-Autoren, wie zuletzt etwa Tom Hanks und Sean Penn, oder schrieben Ratgeber für Style, gesundes Essen, Sport und Make-up. Andere eröffneten - hauptsächlich virtuelle - Buchclubs für ihre Fans, wie beispielsweise Reese Witherspoon, Emma Watson, Florence Welch oder Emma Roberts. Aber ein eigenes Buch ist viel Arbeit und bringt schnell negative Kritik ein, ein Buchclub bringt zwar Fan-Bindung, aber kein Geld ein. Die Lösung für Literatur-affine Stars: Die eigene Marke bei einem etablierten Verlag.
Schauspieler Keanu Reeves ging sogar noch einen Schritt weiter und machte gleich seinen eigenen Verlag auf. Gemeinsam mit der Künstlerin Alexandra Grant hat er in Los Angeles den Verlag X Artists Books gegründet, unter anderem auch in Zusammenarbeit mit dem deutschen Büchermacher Gerhard Steidl. Die Bücher sind esoterisch-künstlerisch, nichts für den Massenmarkt. "Wir erfinden nichts neu", sagte Reeves der „New York Times“. „Aber der Gedanke an ein Buch von hoher Qualität ist definitiv unser Ehrgeiz.“