Amazons Kindle feiert seinen ersten runden Geburtstag. Der zwar nicht erste, aber populärste E-Book-Reader revolutionierte den Buchmarkt. Am 19. November 2007 stellte Amazon-Chef Jeff Bezos das damals taschenbuchdicke und 300 Gramm schwere elektronische Lesegerät vor. Für Bezos damals "das Wichtigste, das wir jemals unternommen haben."
Zehn Jahre und etliche Entwicklungsschritte später scheinen ihm die Fakten recht zu geben. In den USA ist das Gerät mit 80 Prozent marktbeherrschend, mit E-Book-Verkäufen werden mittlerweile eine Milliarde Dollar pro Jahr umgesetzt. Rund ein Viertel des amerikanischen Buchmarktes besteht mittlerweile aus E-Books - und das, obwohl die Verkäufe seit 2016 rückläufig sind.
Im deutschen Sprachraum ist der Vormarsch der elektronischen Litertaur und Lesegeräte im Vergleich dazu sehr verhalten verlaufen: Der Umsatzanteil von E-Books in Deutschland liegt gerade einmal bei etwas
mehr als fünf Prozent. Auch hier war die Zahl der Käufer
von digitalen Büchern 2016 erstmals wieder rückläufig. Aber auch wenn der Markt stagniert: verschwinden werden die Lesegeräte der diversen Anbieter wohl nicht so bald.
Das liegt auch daran, dass Kindle & Co. nicht nur als Lesegeräte, sondern auch als elektronische Verlage funktionieren. 2006 etwa erschienen in den USA rund 80.000 Bücher pro Jahr im Selbstverlag. 2016 war es das Zehnfache - 800.000, meldet der "Guardian". Ein Gutteil davon geht auf die vereinfachten Publikationsmöglichkeiten zurück: wer elektronisch veröffentlicht, braucht keinen Verlag, keine Druckmaschine, keinen Auslieferer.
Auf dem deutschsprachigen Markt bleiben die Leser zwar lieber bei Papierbüchern mit Lesebändchen und Eselsohren, dafür machen Amazon & Co. den Buchhändlern zu schaffen. Interessanter ist für den Konzern aber derzeit wohl der Buchmarkt in Asien:Dort hat die E-Book-Sparte des chinesischen Amazon-Rivalen Tencent gerade ein fulminantes Börsendebüt hingelegt. Die Aktien von China Literature - der chinesischen Version von Amazons Kindle - legten an ihrem ersten Handelstag in Hongkong am Mittwoch um mehr als 80 Prozent zu.
Das ist weltweit der bis jetzt höchste Kurszuwachs am ersten Handelstag eines großen Börsendebütanten in diesem Jahr. Chinas größte E-Book-Plattform hat damit einen Marktwert von fast 12 Milliarden Dollar (rund 10 Milliarden Euro). Wie es mit den e-Books weitergeht, wird also möglicherweise nicht in den USa und schon gar nicht in europa entscheiden.
Ute Baumhackl