Elfriede Jelinek bekommt den Deutschen Theaterpreis "Der Faust 2017" für ihr Lebenswerk. Die 70-jährige Autorin und Nobelpreisträgerin sei eine unüberhörbare Stimme im öffentlichen Geschehen, seit Beginn ihres Schaffens gelte sie als Provokateurin, teilte der Deutsche Bühnenverein mit. "Der Faust" ist der bedeutendste Theaterpreis in Deutschland und wird am 3. November in Leipzig verliehen.
Die Jury würdige ein Lebenswerk, "das schon jetzt unauslöschliche Spuren in Literatur, Theater und Film hinterlassen hat". Die österreichische Schriftstellerin sei die Gegenwartsautorin, "der es durch exakte und kontinuierliche Beobachtung gesellschaftlicher Phänomene und deren sezierender Analyse gelingt, den Finger in kollektive Wunden zu legen".
Als eine der prominentesten Mitgestalter der Umbrüche im deutschsprachigen Theater nach 1968 habe sie mit ihrer Absage an traditionelle dramatische Strukturen und mit ihren wortgewaltigen, sprachlich verdichteten Textflächen eine neue Richtung vorgegeben. Für die Jury gelingt es ihr immer wieder, "mit formal offenen und inhaltlich engagierten Texten Publikum und Kritiker zu faszinieren. Uneitel und mit kunstvollem Sprachfuror schafft sie existenzielle Theatervorlagen, die ganz aktuell sind und dabei tief in die europäische Geschichte zurückgreifen."
Neben dem Preis für das Lebenswerk werden in diesem Jahr Auszeichnungen in acht Kategorien vergeben. Insgesamt gibt es 24 Vorschläge. Nominiert sind unter anderen Kornel Mundruczó in der Kategorie Regie Schauspiel ("Látszatélet/Imitation of Life" von Proton Theater Budapest in Koproduktion mit den Wiener Festwochen und anderen Theatern) und Karin Neuhäuser als Darstellerin/Darsteller Schauspiel ("Wut/Rage", Thalia Theater Hamburg). In der Kategorie Regie Musiktheater gehört Paul-Georg Dittrich ("La damnation de Faust", Theater Bremen) zu den Nominierten. Und in der Kategorie Choreografie hat Dewey Dell ("Sleep Technique - Eine Antwort an die Höhle", Tanzfabrik Berlin in Koproduktion u.a. mit Brut Wien) Chancen.
Die undotierte Auszeichnung wird seit 2006 verliehen. Mit ihr werden Künstlerinnen und Künstler geehrt, die sich in besonderer Weise durch ihre wegweisende Leistung für das deutsche Theater hervorgetan haben, wie der Bühnenverein weiter mitteilte. Im vergangenen Jahr war der Regisseur, Schriftsteller und Filmemacher Hans Neuenfels für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden.