Die türkische Schriftstellerin Asli Erdogan darf das Land wieder verlassen und will nun rasch nach Deutschland reisen, um eine ihr dort verliehene Auszeichnung entgegenzunehmen. Die Autorin habe am Donnerstag ihren Pass zurückerhalten und könne nun ausreisen, sagte ihr Anwalt Erdal Dogan der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Sie müsse aber noch ein Visum erhalten, um nach Europa reisen zu können.

Die 50-Jährige war Ende Dezember unter Auflagen freigelassen worden, nachdem sie vier Monate in Haft verbracht hatte. Ihr wird wegen ihrer Arbeit für die im Oktober geschlossene prokurdische Zeitung "Özgür Gündem" "Terrorpropaganda" vorgeworfen. Im Juni wurde zwar eine Ausreisesperre gegen sie aufgehoben, doch erhielt sie ihren Pass vorerst nicht zurück, weil ihr Name weiter auf einer Liste von "Terrorverdächtigen" stand.

Will für Preisverleihung nach Deutschland reisen

Obwohl ihr der Pass nun zurückgegeben wurde, geht das Verfahren gegen sie weiter. Die nächste Anhörung findet am 31. Oktober statt. Ihr droht lebenslange Haft. Erdogan waren in Europa zuletzt mehrere Literaturpreise verliehen worden, darunter der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis, der von der Stadt Osnabrück vergeben wird. Erhält Erdogan rechtzeitig ein Visum, kann sie an der Preisverleihung am 22. September teilnehmen.

Erdogans Romane wie "Die Stadt mit der roten Pelerine" wurden auch ins Deutsche übersetzt. Ihre Inhaftierung hatte auch international für Protest gesorgt und wurde als Beispiel für die Einschränkung der Meinungsfreiheit unter Präsident Recep Tayyip Erdogan gewertet, der seit dem gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 mit großer Härte gegen seine Gegner vorgeht, darunter auch zahlreiche Intellektuelle.