Warum Laien oftmals die ehrlicheren Schauspieler sind und warum im Theaterstück "Kasimir und Karoline" die Hauptrollen gleich mehrmals besetzt werden, erklärten die beiden amerikanischen Künstler Abigail Browde und Michael Silverstone bei einem Terrassentalk der Salzburger Festspiele. Unter dem Namen "600 Highwaymen" erarbeitet das Duo partizipative Theaterprojekte in ganz Europa. Neben professionellen Schauspielern sind es vor allem Laiendarsteller, welche die Stücke der beiden bereichern. Für die Salzburger Festspiele erarbeiteten "600 Highwaymen" Ödön von Horvaths "Kasimir und Karoline", das heute im Großen Studio der Universität Mozarteum Premiere feiert.

Theater mit perfekt ausgebildeten Schauspielern erwecke in ihren Augen heutzutage leider einen einschläfernden Eindruck, weshalb das Duo lieber auf Darsteller zurückgreift, die nicht so leicht einschätzbar sind. "Diese Menschen haben positive Auswirkungen auf das Theater und bekommen viel einfacher die Empathie des Publikums, wodurch wiederum ganz neue Verbindungen entstehen. Aber natürlich braucht man auch Profis", sagte Silverstone.

Nach einer Vorauswahl wurden 350 Leute gecastet. Man habe sich viel Zeit genommen, um die einzelnen Bewerber kennenzulernen. Schließlich ging es nicht darum, "den besten Kasimir" zu finden, sondern einen, der lebendig und natürlich ist. Silverstone nennt das "eine besondere Ehrlichkeit". Letztendlich wird Kasimir von insgesamt acht Darstellern gespielt, ebenso viele verkörpern die Karoline. "Das Verständnis für das Stück kann sich sehr interessant ändern, wenn Kasimir einmal ein 13-jähriger Bub und dann wieder ein 60-jähriger Mann ist", erklärte Browden.

Die größten Probleme hatten die beiden Amerikaner tatsächlich bei der eigenen Erarbeitung des Stückes. Nie zuvor hätten sie sich zuvor mit Horvath befasst und die Übersetzung des Stückes ins Englische habe sie erst einmal abgeschreckt, anstelle sie zu begeistern. Eine Neufassung wurde übersetzt und den endgültigen Aha-Augenblick erlebten die beiden letztlich, als sie sich mit Land und Leuten in Salzburg befassten.

Letztlich sei "Kasimir und Karoline" eine Neuinterpretation des Originaltextes. Die Grundhandlung bleibe das Gerüst, allerdings habe man zugunsten des Verständnisses einige Nebenhandlungen und Figuren gestrichen. "Wir wollten den Text für das Publikum formulieren. Deshalb standen für uns bestimmte Fragen im Fokus: Warum erzählen wir die Geschichte und welche Bedeutung hat sie für uns?", so Browden. Aufgeführt wird das Stück dann in deutscher Sprache, die beide Künstler mittlerweile sehr schätzten.