1947 in Teheran geboren, wuchs Said zu Zeiten des Schahs Reza Pahlewi auf. Doch nach München zog er 1965 nicht, um vor einem Autokraten zu flüchten, der die politische Opposition unterdrückte. "Ich wollte studieren und der Numerus clausus im Iran war sehr hart", sagt er. In München angekommen, widmete er seinem Studium dennoch nicht viel Zeit. Stattdessen organisierte er mit anderen iranischen Studenten Rechtsanwälte für politische Gefangene in seiner Heimat. "Meine Generation konnte zu Hause kaum etwas sagen, hier konnten wir es."

Angekommen fühlte er sich in Deutschland auch Jahre später nicht. Die Kälte der Menschen, dass sich die Deutschen nicht berührten, irritierte ihn, wie er erzählt. 1979 nutzte er die Zeit zwischen der Vertreibung des Schahs und der Machtübernahme durch Ajatollah Khomeini, um in den Iran zu reisen. Es war die Zeit der Islamischen Revolution.

"Tabula rasa"

"Ich habe mit dem Grad des Terrors nicht gerechnet", sagt er. "Die haben wirklich Tabula rasa gemacht, massenweise Leute hingerichtet, teilweise auf der Straße." Nach wenigen Wochen sah er sich gezwungen, nach München zurückzukehren.

Dort vertiefte er sich immer mehr ins Schreiben. Sein erster Band, "Liebesgedichte", erschien 1981. "Die Farbe der Liebe ist blau,/ ich weiß./ Nur,/ daß diese Erde -/ genarbt von unseren Küssen -/ mit ihren gebrochenen Farben/ auf uns lastet", heißt es darin.

Für solche Töne gab es in seinem politischen Umfeld kein Verständnis, sagt der Dichter. "Es entstand eine Leere, eine Isolation. Ich schrieb aus der Einsamkeit heraus." Said, der später Präsident der deutschen Schriftstellervereinigung PEN wurde, begann, seine Erfahrungen in zahlreichen Gedichtbänden, Erzählungen und Hörspielen festzuhalten.

Pseudonym

Die Liebe ist darin ein wiederkehrendes Motiv. Vor dem Hintergrund seines Lebens wird sie zu einer Form des Protests: "Wenn du aus deinem Versteck herauskommst/ um mich zu lieben/ sind wir dann nicht bewaffnet gegen den Tod/ mit unseren Küssen/ und mit der Zeit/ die auf unseren Händen ruht?"

Doch für einen politischen Autor hält Said sich nicht. "Literatur muss nur schön sein. Wenn Sie sich instrumentalisieren lassen wollen, gehen Sie in die Partei." Bis heute schreibt er unter einem Pseudonym. Ursprünglich sollte es als Schutz gegen den iranischen Geheimdienst dienen. "Aber wenn man älter wird, pfeift man auf diese Vorsichtsmaßnahmen."

Die iranische Regierung hält er heute für unberechenbar. "Inzwischen weiß man, dass die jeden umbringen können - wann und wie sie wollen. Touristen werden aber gut behandelt", sagt er. "Doch die Mehrheit wird unterdrückt." Der Islam werde inzwischen von großen Teilen der iranischen Bevölkerung verachtet. "Weil der Zwang damit einhergeht." Eine Heimat hat Said im Iran nie gefunden. Er suchte sie stattdessen in der Literatur. "Die deutsche Sprache wurde zu einer Art Heimstätte für mich", sagt der Dichter.