Im Dezember drehte Julian Pölsler im Weinviertel die allerletzten Szenen der allerletzten Polt-Verfilmung mit Erwin Steinhauer, Iris Berben, Hans-Michael Rehberg und Florian Teichtmeister. Der ORF strahlt "Alt, aber Polt" voraussichtlich noch heuer aus. Autor Alfred Komarek hat den Dreh natürlich aufmerksam verfolgt.
Herr Komarek, das sechste Polt-Abenteuer ist wirklich das allerallerletzte?
ALFRED KOMAREK: Ja, mit einem dicken Punkt am Ende. Die Geschichte ist auserzählt.
Hat man Ähnliches nicht schon früher von Ihnen gehört?
ALFRED KOMAREK: Der Schuldige, dass doch noch eine Geschichte gab, war der Polt, nicht ich.
Was musste er dafür anstellen?
ALFRED KOMAREK: Er ist älter geworden, hat Defizite und Schwierigkeiten, mit dem rechten Fuß aufs Radl zu kommen. Derlei kenne ich auch von mir. Da habe ich mich halt gefragt: Ist das kein Thema? Jetzt leben wir schon zwanzig Jahre zusammen. Hat der Polt nicht das Recht, auch im Alter zu Wort zu kommen? Und die Antwort war: Ja, er hat es sich verdient, dass wir anständig voneinander scheiden. Außerdem war es reizvoll, zu zeigen: Was passiert, wenn er plötzlich vor einer Aufgabe steht, die er sich nimmer zutraut?
Was ist an der Figur des Polt all die Jahre über gleich geblieben?
ALFRED KOMAREK: Ich habe ihn immer als Menschen zwischen dienstlichen Pflichten und seinem Sinn für Gerechtigkeit beschrieben. Und dieser Sinn für Gerechtigkeit ist ihm bis heute geblieben, lässt ihm keine Ruhe. Wobei ich den ersten Roman nicht einmal mit einem Auge in Hinblick auf eine Verfilmung geschrieben hatte. Wäre da nicht Erwin Steinhauer, der das Buch gelesen hatte, gekommen und hätte zu mir gesagt: „Den spielert’ ich gerne.“
Warum könnte er nicht noch ein weiteres Abenteuer erleben?
ALFRED KOMAREK: Weil schon dieser letzte Roman eine Schinderei war. Gott sei Dank habe ich zwei gute Lektoren, die mir nichts geschenkt haben, und ein paar gute Freunde, die mir auch nichts geschenkt haben. Bis jetzt ist es somit gut gegangen. Warum sollte ich das Schicksal noch einmal herausfordern? Ich hab’ mich also noch einmal reingeworfen. Doch das bringe ich kein weiteres Mal mehr. Am Ende stand ich im Finsteren. Wie der Polt: Er stand da, habe ich geschrieben, malte sich ein paar Farben ins Dunkel und fühlte sich geborgen . . .
Sie überlegen, überhaupt keinen Roman mehr zu schreiben?
ALFRED KOMAREK: Ja, da bin ich schwer am Nachdenken.
Die aktuelle Alternative? Ein Theaterstück.
ALFRED KOMAREK: Da, glaube ich, lerne ich wieder eine Menge. „Wo bist du hin entwichen?“ wird von Nehle Dick, der Leiterin des Bürgertheaters, eben gemeinsam mit Bürgern, die Geschichten einbringen können, erarbeitet. Während des Schreibens arbeiten wir Hand in Hand. Wir möchten uns auf die Suche nach Verborgenem und Vergessenem, hinter die Fassaden der Stadt St. Pölten begeben und in die Erinnerungen der Menschen eintauchen. Im April soll Premiere sein, wahrscheinlich in einem Zirkuszelt. Das ist ein guter Ort. Denn in eine Manege passt die ganze Welt.
Luigi Heinrich