Wenn man Sie anmailt, bekommt man derzeit die Meldung, dass Sie viel zu tun haben und später antworten. So viel Stress?
STEFANIE SARGNAGEL: Ja, Anfang des Jahres hatte ich viele Anfragen, wahrscheinlich, weil da viele ihre Veranstaltungen planen. Jetzt geht es wieder.
Im Juli erscheint Ihr neues Buch „Statusmeldungen“. Wie weit sind Sie damit?
Im März muss ich abgeben, ich will jetzt hier in Klagenfurt daran arbeiten.
Wie geht es Ihnen mit Fristen?
Schlecht, ich bin immer am letzten Drücker.
Ähnlich war es doch auch beim Text für den Bachmann-Preis.
Bei dieser Arbeit jetzt weiß ich, was ich zu tun habe, da gibt es ja schon einen Mix an Texten. Aber beim Bachmann-Preis musste ich aus dem Nichts heraus schreiben. Ich habe gedacht, dass ich es eh nicht mehr schaffe. Aber dann habe ich doch noch in zwei Nächten schnell etwas heruntergetippt. Aber ich mag schon lieber die kürzeren, pointierteren Texte.
Sie schreiben regelmäßig auf Facebook über Ihre Erlebnisse, über Kneipen, Prekariat oder auch Körperausscheidungen. Wie funktioniert Ihr Erzählen? Bereiten Sie das manchmal vor?
Nein, meistens ist es spontan. Jetzt gerade erzähle ich viel von meinem Vater und da habe ich mir schon ein paar Notizen gemacht. Und ich sehe natürlich selber, dass oft viel Schwachsinn dabei ist, aber dann kommt wieder was wirklich Gutes.
Offensichtlich: Ihre aus diesen Facebook-Eintragungen entstandenen Bücher verkaufen sich sehr gut und wurden gut besprochen. Sind Sie eigentlich manchmal erstaunt von dem Erfolg?
Ja . . . (zögert). Ich habe schon gewusst, dass ich lustig und unterhaltsam schreiben kann. Mein Verlag ist von Freunden gegründet worden, die Bekannten die Möglichkeit geben wollten, einmal ein Buch zu veröffentlichen. Der offizielle Literaturbetrieb ist erst sehr spät auf mich gekommen, da hatte ich schon zwei Bücher draußen. Und mein Ding ist halt der Humor und der hat es immer schwer, von der Hochkultur ernst genommen zu werden.
Ihre Texte auf Facebook haben Ihnen aber auch schon Probleme eingebracht, oder?
Ja, bis hin zu Drohungen. Und ich wurde sogar schon gesperrt. Zum Beispiel, wenn ich Witze über die FPÖ gemacht habe. Dann haben sich halt manchmal ganze Massen beschwert, dass ich problematische Inhalte gepostet hätte und dann war ich immer wieder einmal eine Woche gesperrt. Das ist extrem nervig, wenn man viel über Facebook kommuniziert.
Andererseits haben Ihre Texte Sie bis zum Bachmann-Preis gebracht. Wie haben Sie das Wettlesen in Erinnerung?
Gar nicht so spektakulär. Ich war als Erste dran und dann erleichtert, als es vorbei war. Ich habe gar nicht viel unternommen, sondern bin viel in meinem Zimmer gelegen. Man stellt es sich jedenfalls gewichtiger vor, wenn man es im Fernsehen sieht. Vor Ort ist es eigentlich recht gemütlich.
War Autorin Ihr Traumberuf oder ist es einfach passiert?
Das ist einfach passiert. Als Kind habe ich immer gesagt, dass ich Grafikerin werden will, weil man damit auch ganz normal Geld verdienen kann. Aber dann habe ich die Schule abgebrochen und bin irgendwie herumgesandelt. Ich hatte immer ein Problem mit Autoritäten. Später habe ich in einem Callcenter gearbeitet und der geregelte Alltag ist nicht so schlecht. Aber jetzt genieße ich schon mein Leben als freie Autorin. Ich muss zwar Honorarnoten schreiben und Buchhaltung machen. Aber dafür kann ich auch wegfahren, wenn ich will.
Im Vorjahr etwa haben Sie für eine deutsche Zeitung die Bayreuther Festspiele besucht. Wie hat es Ihnen gefallen?
Jeden Tag vier Stunden Oper, das war erdrückend. Aber die Hotelbar hat mir gefallen, weil da lauter 80-Jährige waren, die total viel gesoffen haben und am nächsten Tag trotzdem um 6 Uhr beim Frühstück saßen und die ganze Zeit nur über Wagner geredet haben.
Apropos Alkohol: Man hört, Sie trinken weniger, um fit zu bleiben.
Ja, es war einfach zu viel. Im Vorjahr hatte ich so viele Lesungen und danach trinkt man immer – da ist der Alkohol fast ein Teil des Jobs. Mittlerweile habe ich die Lust am Kater verloren