Stapel ausgedruckter Texte, türmeweise „manuskripte“-Ausgaben und natürlich kiloweise Bücher. Und mittendrin im Büro im Palais Attems: ein Schild mit der Aufschrift „manuskripte - Die beste Information wie es mit der Literatur weitergeht“.
Druckfrisch beweist derzeit Ausgabe 213 der renommierten Literaturzeitschrift diese Behauptung. Und wie es mit dem Heft weitergeht, ist auch geklärt: Er habe sich „nun doch besonnen“, so Alfred Kolleritsch, der heuer im Februar auf seinen 85. Geburtstag anstoßen konnte, die Verantwortung künftig zu teilen.
1960 hat Kolleritsch die „manuskripte“ gegründet, allen Indizien zufolge wohl Österreichs wichtigste Literaturzeitschrift. Mit der aktuellen Ausgabe des Hefts läutet der Prinzipal, Autor, Mentor und Entdecker so vieler Dichterinnen und Dichter nun also im 56. Jahr der „manuskripte“ den Generationswechsel ein: Als Herausgeber nennt dieses Heft erstmals Alfred Kolleritsch und Andreas Unterweger gleichrangig.
Langfristig soll der 1978 geborene Autor („Du bist mein Meer“, „Das kostbarste aller Geschenke“, „Das gelbe Buch“) das kostbare Literatur-Erbe weiterführen. Eine wirkliche Überraschung ist das nicht. Seit 2009 ist der gebürtige Grazer Redaktionsmitglied, gemeinsam mit Andrea Stift hat er bei Droschl eine Würdigung zu Kolleritschs 80. Geburtstag herausgebracht.
Darüber, wie sich die beiden kennengelernt haben, existieren zwei Versionen. Kolleritsch erinnert sich daran, im neunten Band der Werkausgabe über Wolfgang Bauer (2004) beim Literaturverlag Droschl nachgefragt zu haben, wer denn dieser Andreas Unterweger sei, der das kluge Nachwort geschrieben habe.
Streit und Strenge
Unterweger sagt, er sei schon als 17-jähriger Gymnasiast um das „manuskripte“-Büro herumgeschnürt. Bis er einen seiner Texte der Veröffentlichung wert befand, sollte es aber noch knapp zehn Jahre dauern. 2006 debütierte er in den „manuskripten“; mit dem allerersten Text, den er sich einzusenden getraut hatte.
Die Redaktionssitzungen der beiden verlaufen bis dato harmonisch. „Wir werden schon noch zu streiten beginnen, es ist ja erst ein Heft, das wir gemeinsam herausgegeben haben“, sagt Kolleritsch. Beide lachen. Wird Unterweger Kolleritschs strenge Auswahlkriterien stets mittragen? „Die Strenge ergibt sich ja schon aus den Platzbeschränkungen“, sagt Unterweger. Täglich trudeln im „manuskripte“-Büro fünf bis zehn Texte ein, dass man weiterhin im Druck erscheint, steht für Unterweger außer Frage.
Die Präsenz im Web wird aber ausgebaut, auch die Aufarbeitung des üppig bestückten Archivs wird mittelfristig ein Thema werden. Vorerst aber geht es „um gute Literatur“, und vor allem „darum, hochbegabte Leute zu finden“. Damit auch andere sie finden können: Wie etwa Elke Heidenreich, die einst Günther Freitag in den „manuskripten“ entdeckte und ihn prompt in ihre Edition bei Bertelsmann aufnahm.
Was Kolleritschs Diktum „Man muss nach guten Autoren nicht in der ganzen Weltliteratur herumsuchen“ jedenfalls bestätigt: man findet sie eh in den „manuskripten“. Heft für Heft und immer weiter.
Präsentationder manuskripte-Ausgabe 213. Schauspielhaus Graz, Haus 3, 21. September, 19 Uhr. Es lesen Iris Hanika und Hanno Millesi. Eintritt frei.