Der "Drachenreiter" kehrt zurück. 19 Jahre nach ihrem gleichnamigen Jugendbucherfolg mit internationaler Drei-Millionen-Gesamtauflage erzählt die Starautorin Cornelia Funke ("Tintenherz", "Die wilden Hühner") neue Abenteuer aus einer Welt, die dank hoch intelligenter Homunkuli, mürrischer Koboldmädchen oder auch baukünstlerischer Fjord-Trolle und wild wuchernder Natur wie verzaubert erscheint.

Die Hauptrolle spielen dabei wieder die Drachen. Sie sind gutartige Wesen, die ihre Kraft aus dem Licht des Mondes schöpfen und heilende Wirkungen auf andere Lebewesen ausüben. Durch die Ausbreitung des Menschen sind sie allerdings nahezu ausgestorben. Im ersten Band gelingt es dem jungen Silberdrachen Lung gemeinsam mit dem Waisenjungen Ben, auf einer dramatischen Reise bis zum "Saum des Himmels" einen besonders bösen Drachengegner zu vernichten - das Ungeheuer Nesselbrand. Im Nachfolger "Die Feder eines Greifs" setzt die Bedrohung anderer Fabelwesen das Geschehen in Gang.

Der Pegasus in der Hauptrolle

Diesmal geht es um die letzten Pegasusse, jene geflügelten Pferde aus der griechischen Mythologie, die als Quell aller Weisheit und als Symbol der Dichtkunst gelten. Drei Fohlen befinden sich noch in ihren Eiern und können darin nur wachsen, wenn die Schalen von der Sonnenfeder eines Greifs berührt werden. Diese Vögel leben im fernen Indonesien - und sind die größten Feinde der Drachen.

Davon lassen sich Ben, der inzwischen von der Fabelwesenschützer-Familie Wiesengrund adoptiert ist und mit ihr in Norwegen lebt, und sein geliebter Lung jedoch nicht beirren. Flugs begeben sich beide samt dem Kobold Schwefelfell in den indonesischen Dschungel. Und angesichts der Gefahren dort merkt der Junge bald, wie wichtig es ist, dass er und seine Freunde zusammenhalten, wenn sie den finalen Kampf um die Feder gewinnen wollen.

Zwischen fabelhaft und ernsthaft

Die Action-Handlung treibt Funke in bewährter Manier mit skurrilen Ideen und vielen Figuren voran, bereichert die 400-Seiten-Geschichte noch um Gefühl und Humor. So dürfte die Erfolgsautorin wieder einmal Lese-Sucht auslösen. Bei allem Fabelhaftem geht es ihr aber durchaus um Ernsthaftes - um den Schutz einer Lebensfülle, zu der Fantasie und Natur gehören. Schließlich gilt es für ihre Helden, sich mutig einzusetzen, weil das Wunderbare auf der Erde in seinem Bestand gefährdet ist. Immer wieder beschwört die Erzählerin dabei eine warme Ur-Freundschaft zwischen den diversen Erdbewohnern, zu denen im Buch auch reale Tiere wie die tatsächlich bedrohten Orang-Utans gehören.

Eine solche Verbundenheit zwischen allem, was lebt, betont Funke auch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in einem Hamburger Hotel. Die 57-Jährige erklärt, dass sie junge Leser zum tatkräftigen Einsatz für Tiere und Umwelt anstiften möchte. "Ich hoffe, meine Geschichte bringt Kindern nicht nur die Natur näher, sondern gibt ihnen auch die Lust und den Mut, dafür zu kämpfen, und die Gewissheit, dass dieser Einsatz schon bei den Fröschen auf einer Wiese anfangen kann", sagt die lange in der Hansestadt, inzwischen in Malibu (USA) lebende Schriftstellerin. Sie selbst engagiert sich bei mehreren Organisationen, unter anderem als Botschafterin für die UN-Dekade "Biologische Vielfalt".

Die Feder eines Greifs
Die Feder eines Greifs © Dressler