Die Frankfurter Buchmesse will heuer den Blick auf die politisch-kulturelle Krise in Europa richten und mit einem neuen Schwerpunkt auf Kunst das Geschäftsfeld erweitern. Dies kündigte Buchmesse-Chef Juergen Boos am Donnerstag an. Vom 19. bis 23. Oktober rechnet die weltgrößte Bücherschau, die sich als übergreifende Medienmesse versteht, erneut mit mehr als 7.000 Ausstellern aus rund 100 Ländern.

Bei Fachbesuchern und dem allgemeinen Lesepublikum, das am Wochenende Zutritt erhält, wird sogar ein Plus prognostiziert. Insgesamt werden an den fünf Tagen rund 300.000 Menschen erwartet. Rund 4.000 Veranstaltungen mit Hunderten von Autoren in und außerhalb der Messe sind geplant.

Meinungsfreiheit und Krisen

Dabei solle es auch um das bedrohte "Projekt Europa" gehen, wie Boos sagte. Der Blick werde aber auch auf die Gefahren für die Meinungsfreiheit in der Türkei, Polen und Ungarn gerichtet. Erwartet werden unter anderen die in ihrer Heimat gegängelten Autoren Boualem Sansal (Algerien), der 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, und Elif Shafak (Türkei). Zur Eröffnung der Messe am 18. Oktober wird EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) sprechen.

Ehrengast sind in diesem Jahr die Niederlande und Flandern. Die Autoren des gemeinsamen Sprachraums sorgen für einen Rekord: Rund 430 Neuerscheinungen in 130 Verlagen sind auf Deutsch angekündigt. Erwartet werden aus dem Gastland unter anderen Leon de Winter, Connie Palmen und Margriet de Moor.

Mit der Sonderschau "The Arts+" macht die Messe die Veränderungen an der Schnittstelle zwischen Kunst/Mode und Buchmarkt in der "Kreativindustrie" zum Thema. Erstmals sind große Museen wie das New Yorker MOMA auf der Messe dabei. Der britische Maler und Multimediakünstler David Hockney will zum Auftakt sprechen und sein neues Buch vorstellen.

Iran wieder fix dabei

Großbritannien selbst ist auf der Messe aber schwächer vertreten als früher. Dies sei weniger auf den Brexit als auf Verschiebungen im angelsächsischen Markt zurückzuführen, sagte Boos. Ebenfalls nicht kommen werden Bahrein, Kuwait und Saudi-Arabien. Die sei durch die Öl-Krise und die "politisch verhärtete Situation" dort begründet. Zugesagt hat dafür der Iran, der im vergangenen Jahr wegen des Auftritts von Salman Rushdie der Messe ferngeblieben war. Rushdie hatte in Frankfurt ein flammendes Plädoyer für die Meinungsfreiheit gehalten.