Was soll man von Politikern halten, die um Flüchtlingsquoten feilschen, als wären sie Schweinehälften? Und: Wenn wir so mit Menschen umgehen, wie gehen wir dann erst mit Tieren um?

Auch im 19. Mira-Valensky-Krimi bleibt Eva Rossmann eine politische Autorin mit feinem Sensorium für gesellschaftliche Veränderungen. Diesmal lässt sie ihre genussfreudige Magazin- Journalistin bei der Recherche auf einem Gnadenhof gleich einmal über die offenbar von Füchsen angenagte Leiche eines Werbe- Gurus stolpern und zwischen radikale Fleischverweigerer und Schweinebauern geraten.

Bei einer Verkostung jubeln die einen den anderen tierisches Eiweiß als vegane Happen unter, eine V. A. („Vegane Anarchie“?) wird mit Droh-Postings auffällig. Bald fragt sich Mira, welche Rolle die Tochter ihrer Lieblingswinzerin spielt, der freigesprochene Hauptangeklagte in einem Tierschützerprozess wird automatisch wieder als Verdächtiger gehandelt, auf derWiener Mariahilferstraße fliegen die Kuhfladen.

Eva Rossmann. Gut, aber tot. Mira-Valensky- Krimi. Folio, 268 Seiten, 22 Euro
Eva Rossmann. Gut, aber tot. Mira-Valensky- Krimi. Folio, 268 Seiten, 22 Euro © kk

Sehr salopp kommt das daher, Charakteren und plausibler Handlung. Zwischendurch kocht Mira – das braucht sie bekanntlich, um nachzudenken. Sie bekocht ihren Mann, den Wirtschaftsanwalt Oskar, sogar zu Versuchszwecken einmal vegan, aber eher halbherzig (weil sie die Inhaltsstoffe auf der Verpackung der fleischlosen Schnitzel gelesen hat). Trotzdem ist sie nahe daran, „Protestvegetarierin“ zu werden – wenn sie Statistiken durchackert, wonach Österreich mit Import- und Exportsubventionen in etwa gleich viele Schweine ein- und ausführt.

Hauptthema sind die sektiererischen Verfechter von Ernährungstrends. Dass Rossmann die absurde Entwicklung der Gesellschaft zwischen Luxus- (Ernährung) und Existenzfragen (Flüchtlinge) nicht aus den Augen verliert, spricht auch für sie.