Christoph Grissemann und Rocko Schamoni schreiben sich SMS. Gerne und oft. Der österreichische Komiker und sein deutscher Kollege, der auch als Musiker und Schriftsteller erfolgreich ist, haben nun dreieinhalb Jahre gedanklichen Austausch in Buchform gegossen. Für "Ich will nicht schuld sein an deinem Niedergang" wurde zudem Autor Thomas Edlinger gewonnen, der als "Geleitwolf" immer wieder kommentierend in Erscheinung tritt. Wobei er diesen "modernen Briefwechsel", so der Untertitel des Bandes, eigentlich als "Zumutung 2.0" bezeichnet, mit der Zielvorgabe: "Wenn Worte töten könnten." Ganz so schlimm ist es zwar nicht, allerdings strotzt der kommunikative Wahn von Grissemann und Schamoni nur so vor Gehässigkeiten und fäkalem Witz.

Beginnend am 13. Jänner 2012, wird lang und breit über die Entdeckungen in Grissemanns Keller parliert (von teuren Stoffservietten bis zu überdimensionalen Standuhren), fordert man wechselseitig den anderen um Geldgeschenke (viel und schnell) oder weidet sich genüsslich an depressiven Phasen des Gegenüber. Stuhlgang, Onanie, Alkoholexzesse und tolle Ideen wie ein "Lutschofon" (wie ein Telefon, nur zum Lutschen) runden das zwar kurzweilige und durchaus amüsante, mit der Zeit aber ziemlich redundante Bild ab. "Ich hab dich lieb, und es wird bestimmt alles wieder gut, gell?", hofft Schamoni bereits nach einem halben Jahr Korrespondenz. Ganz so kann man das leider nicht bestätigen.
Christoph Grissemann, Rocko Schamoni: "Ich will nicht schuld sein an deinem Niedergang", hrsg von Thomas Edlinger, Piper, 352 Seiten.

Ein Pointenreich

Anhand zahlreicher "neuer Worte für eine neue Welt" arbeitet sich Egyd Gstättner am Zeitgeist ab. "Karl Kraus lernt Dummdeutsch" heißt sein neues Buch, strikt geordnet nach dem Alphabet, in dem der Kärntner Autor zum mit Pointen überreich bespickten Rundumschlag ausholt. Von "Alter, der, die oder das" über "Mauerfall, der: Man muss die Mauern feiern, wie sie fallen" oder "Pleite, die: Varoufakis, Uschi und die enggeschnallten Gürtel" bis zu "Zentralmatura, die" reichen die Hiebe mit der verbalen Pranke. Die greift ab und an auch in die "früher war alles besser"-Schublade, Gott sei Dank nie ganz ohne Selbstironie.
Egyd Gstättner: "Karl Kraus lernt Dummdeutsch", Picus Verlag, 240 Seiten, 22 Euro.

Plädoyer für Toleranz und Gourmetküche

Ihr mittlerweile 18. Fall führt die Magazin-Journalistin und notorische Detektivin Mira Valensky ins Tierschützermilieu. "Gut aber tot" nennt sich der neue Krimi von Eva Rossmann und schreckt wie üblich nicht vor leichtem "Whodunnit" vor dem Hintergrund schwerer Zeitthemen zurück: "MitTier" nennt sich hier eine Bewegung radikaler Veganer, die auch Gnadenhöfe für alte, kranke Tiere betreibt. Die vergehen sich dann allerdings bald knabbernd an einer Leiche. Vom tödlichen Streit über Essgewohnheiten ist es für Rossmann ein kleiner Schritt zum Quotenzerren in der Flüchtlingsfrage, zum Umgang mit menschlichem Leben, der in einer Gesellschaft der Luxusprobleme zum beiläufigen Ärgernis wird. Auch "Gut aber tot" setzt auf Rossmanns bewährte Rezeptur: Ein luftiges Plädoyer für Toleranz und gutes Essen.
Eva Rossmann: "Gut aber tot", Folio Verlag, 280 Seiten, 22 Euro.