Er war links, schwul und provokant. Wohl deshalb wurde der Dichter Federico Garcia Lorca zu Beginn des spanischen Bürgerkrieges in der Nähe der andalusischen Stadt Granada von Schergen des späteren spanischen Diktators Francisco Franco ermordet und in einem Massengrab verscharrt. Jetzt jährt sich sein Todestag zum 80. Mal - aber der Ort seines Grabes bleibt ein Mysterium. Das soll sich nun ändern.

Bis heute ist unklar, wo sich die Überreste des berühmtesten und bis heute meistübersetzten spanischen Poeten des 20. Jahrhunderts befinden. Nach vergeblichen Suchaktionen 2009 und 2014 will sich nun ein Team unter Führung des Archäologen Javier Navarro daran machen, das Geheimnis zu lüften.

Neue Hinweise zu Lorcas Gebeinen

"Das ist eine große Herausforderung, die schwierigste Operation meiner Karriere", erklärt Navarro, der immerhin mehr als 150 archäologischen Grabungen vorgestanden hat. Voraussichtlich im September soll es losgehen. Denn es gibt neue Hinweise, wo genau die Gebeine Lorcas und zahlreicher anderer Opfer des spanischen Bürgerkrieges liegen könnten. Das Gebiet an einer Bergstraße nahe des Ortes Alfacar ist bereits abgesteckt - nur das Geld für die Aktion sei noch nicht gesichert, denn sie werde rein privat finanziert, so Navarro. "Ich glaube aber, dass sich seine Überreste wirklich dort befinden. Das Puzzle setzt sich langsam zusammen."

Lorca war kurz nach Kriegsausbruch mit anderen Gefangenen in der Talschlucht von Viznar bei Granada ermordet worden. Da war er gerade einmal 38 Jahre alt. "Ich habe der schwulen Sau zwei Kugeln in den Arsch gejagt", brüstete sich später der Täter, Juan Luis Trescastro. Die Stelle, wo er erschossen wurde, ist heute Teil eines Parks. Lediglich ein schlichter Steinquader nahe einem Olivenbaum erinnert an den berühmten Volksdichter, der heute als Erneuerer des spanischen Theaters gefeiert wird.

Verboten und doch weltberühmt

Damals aber, in den ersten Jahrzehnten der Franco-Diktatur (1939-1975), waren die Werke des Republikaners in Spanien verboten, nicht einmal sein Name durfte ausgesprochen werden. "Er hat mit seiner Feder mehr Schaden angerichtet als andere mit einer Pistole", sagten die Militärs über den Weggefährten von Künstlern wie dem Maler Salvador Dali oder dem Regisseur Luis Bunuel. Dennoch war Lorca mit seinen "Zigeuner-Romanzen" und Theaterstücken wie "Bernarda Albas Haus" oder "Bluthochzeit" weltberühmt geworden.

"Heute herauszufinden, was damals genau geschehen ist, ist äußerst kompliziert, weil all diejenigen, die etwas gesehen oder gehört haben könnten, nicht mehr leben. Sie haben die Wahrheit über dieses schreckliche Verbrechen mit ins Grab genommen", sagt Gabriel Pozo, Autor des Buches "Lorca, el ultimo paseo" (deutsch etwa: Lorca, der letzte Gang). Und trotz aller Zuversicht, Licht ins Dunkel um Lorcas Grab zu bringen, bleibt auch Archäologe Navarro vorsichtig: "Das ist, als würde man eine Nadel im Heuhaufen suchen, denn darüber liegen Tonnen von Erde", erklärt er. "Das ist die große Schwierigkeit - und die große Herausforderung."