Noch vor der offiziellen Eröffnung freute sich die neue Jury-Vorsitzende Insa Wilke: "Die Stimmung in der Jury ist fantastisch." Gemeinsam mit den anderen Juroren darf sie heuer wieder im ORF-Theater in Klagenfurt Platz nehmen, nachdem im Vorjahr alle Juroren per Video zugeschaltet wurden. Neu in der siebenköpfigen Jurorenrunde sind Mara Delius sowie die Autorin Vea Kaiser. Ebenfalls im Studio anwesend: Moderator Christian Ankowitsch.
"Hier sind wir wieder", waren dann auch seine ersten Worte bei der offiziellen Eröffnung. Und während die Grußworte von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz per Video zugespielt wurden ("Es gilt seit jeher als Ehre, in Klagenfurt lesen zu dürfen. Der ORF als öffentlich-rechtliches Medium ermöglicht die Begegnung mit Autorinnen und Autoren"), war Hausherrin Karin Bernhard persönlich vor Ort, um die neuen Jurymitglieder zu begrüßen. "Es ist das dritte Mal in der Geschichte, dass mehr Frauen als Männer die Jury bilden", betonte die ORF-Kärnten-Chefin. Der ORF lässt sich den Bachmann-Bewerb übrigens rund 500.000 Euro kosten - 400.000 Euro steuert das Landesstudio Kärnten bei, 100.000 ORF/3sat. Allein im ORF-Studio sind 13 Kameras im Einsatz.
Wie wichtig der Bewerb für Klagenfurt ist, betonte denn auch Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider. Er nannte das Wettlesen ein "unverzichtbares Lebenszeichen, das ich im Jahreskalender keineswegs missen möchte." Zu Wort kamen unter anderem Karin Gruber (ORF/3sat) und Vertreter der Sponsoren (BKS Bank, Kelag, Deutschlandfunk, Land Kärnten), die musikalische Umrahmung steuerte das Quartett „Klackradl“ bei.
Die neue Jury-Vorsitzende Insa Wilke sagte in ihren Eröffnungsworten: "Sehr verehrtes Publikum, Sie fehlen uns!" Und sie versprach, gemeinsam mit den Jury-Kolleginnen möglichst laut zu blättern, um für Stimmung zu sorgen. "Es lässt sich nicht ersetzen, dass wir hier in Klagenfurt zusammenkommen", betonte sie. Es fehle die Begegnung, die Kreativität und die "Gerüchteküche". Sie dankte auch ihrem Vorgänger Hubert Winkels, der den jungen Autorinnen und Autoren immer wieder "Türen geöffnet hat". Und die "Tage der deutschsprachigen Literatur" seien keine Insel, denn was diskutiert wird, sei gesellschaftlich relevant.
Die "Klagenfurter Rede zur Literaturkritik" steuerte dann Hubert Winkels bei, der seit 2010 Juror beim Bachmann-Preis war und den Vorsitz nach seinem Rückzug heuer an Insa Wilke übergeben hat. Auch seine Rede wurde per Video beigesteuert. "Die bildungsbürgerliche Idee, dass ein politisch engagierter oder zumindest informierter Bürger eines historisch-intellektuellen Hintergrundes bedarf, um starke Maßstäbe zum Verständnis tagesaktueller Informationen zu haben, verliert ihre Attraktivität", stellte er dabei eingangs fest. Seine Rede ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema und Bildung und Literatur in der heutigen Medienwelt und letztlich ein Abgesang auf die klassische Literaturkritik, wie sie ja in Klagenfurt noch durch die ernsthafte Auseinandersetzung von sieben Jurorinnen und Juroren mit den Texten praktiziert wird. Einen Auszug aus der Rede können Sie hier nachlesen.
Ab morgen (17. Juni) wird dann um den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis gelesen. Und in den Klagenfurter Ring steigen dann auch fünf heimische Autorinnen und Autoren. Wobei der Ring heuer wieder nicht im ORF-Theater stehen wird: Coronabedingt wird es wie schon im Vorjahr eine Spezialausgabe geben, die Lesungen werden via Video eingespielt, die Autorinnen und Autoren werden live zugeschaltet.
Aus Österreich mit dabei: Die gebürtige Klagenfurterin Verena Gotthardt studiert Fotografie und Bildende Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien und hat kürzlich bei Hermagoras einen Band mit Kurzgeschichten („herausgehen“) herausgebracht. Die im Iran geborene und in Graz lebende Nava Ebrahimi wurde im Jahr 2017 mit dem Österreichischen Debütpreis ausgezeichnet, außerdem der 63-jährige Grazer Fritz Krenn, die Salzburgerin Katharina Ferner und die für ihre Hörspiele bekannte Niederösterreicherin Magda Woitzuck. Unter den insgesamt fünf Männern und neun Frauen im heurigen Wettbewerb sind außerdem sieben Teilnehmer aus Deutschland und zwei aus der Schweiz.
Auch ein vielseitiges Programm wird heuer wieder geboten. Alle Infos dazu finden Sie hier.