Nur wenig Zeit hatte die frisch gebackene Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk (ein Porträt lesen Sie hier) am Sonntagmittag für ein erstes Siegerinnen-Interview. Zwischen Preisverleihung und Fotocall war sie kaum in der Lage, die Situation zu realisieren, geschweige denn zu genießen.
Frau Maljartschuk, als wir einander vor dem Wettlesen in Wien trafen, haben Sie cool gesagt, Sie fahren nach Klagenfurt, um zu genießen und zu gewinnen. Jetzt ist beides eingetreten. Cool wirken Sie allerdings nicht mehr...
Tanja Maljartschuk (lacht): Sehen Sie, ich prophezeie manche Sachen. Aber in Wirklichkeit habe ich nicht damit gerechnet. Überhaupt nicht. Ich bin richtig geschockt. Ich kann kaum etwas sagen. Es ist für mich neu, in diesem Zustand zu sein: "Bachmann-Preisträgerin".
Das heißt, der Titel jenes Romans, mit dem Sie hierzulande bekannt wurden, "Biografie eines zufälligen Wunders", trifft auch auf den Sieg beim Bachmann-Preis zu?
Maljartschuk: Ja, es ist ein Wunder. Ich verstehe nicht und weiß nicht, warum mich diese Welt so liebt. Das ist eine große Verantwortung. Vielleicht muss ich noch etwas Wichtiges in meinem Leben machen.
Wir haben Sie erlebt, wie hier mit Texten umgegangen wurde? Haben Sie sich verstanden gefühlt von der Jury?
Maljartschuk: Die Juroren haben den Text gelobt, nicht? Ich dachte mir: Es ist sehr gut, dass ich erst vor sieben Jahren angefangen habe, die deutsche Sprache zu lernen, denn dann verstehe ich vielleicht nicht alles, wenn sie meinen Text kritisieren. Aber sie haben ihn nicht kritisiert, soweit ich verstanden habe. Sie haben auch gesagt, dass es nicht viel zu sagen gibt über den Text. Ich glaube, das war das höchste Lob.
Wolfgang Huber-Lang