Sie tapsen, rennen, grunzen, fressen, wälzen sich im Dreck – und schauen herzig aus. Zugegeben, die Schweinderln, die sich im Wiener „Tatort: Bauernsterben“ in 90 Minuten durch Stall, Hof und Bett wuseln, sind ein wunderbares und garantiert unberechenbares Motiv. Das Buch von Lukas Sturm und die Regie von Sabine Derflinger tauchen in ein spannendes und selten zu sehendes Milieu ein – den Saustall. Einen Schweinemastbetrieb.
Großzügig werden Fragen von Massentierhaltung, Tierschutz, Geldgier, persönliche Radikalisierung, EU-Förderbetrug, Landflucht, Gastarbeit und die alles entscheidende Frage, wie wir den Leben wollen, aufgeworfen, genüsslich ausgekostet zu Zithermusik von Gerald Schuller. Das Menü ist deftig und wirkt thematisch lange nach. Aber es ist auch ein bisschen wie deftiger Schweinsgalopp, zu viele Probleme, Fragen und Sichtweisen sind in 90 Minuten gepresst worden; in die Tiefe erforschen kann man sie leider nicht. Weil: Es muss ja auch noch der Mord geklärt werden. Unterhaltsam, goschert und hochpolitisch ist „Bauernsterben“ allemal. Auch, weil es viele glaubwürdige und starke Frauencharaktere gibt wie Mina (Julia Wozek) und Maria (Claudia Martini). Wie sich die junge Aktivistin radikalisiert und sich schließlich selbst anzündet, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sieht, ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen.
Humortechnisch sind und bleiben die zwei Wiener "Tatort"-Ermittelnden aber eine Kategorie für sich. „Glaubst du nicht, dass den meisten Menschen wurscht ist, woher die Wurscht kommt?“, fragt Bibi (Adele Neuhauser) Moritz (Harald Krassnitzer) einmal. Und in diesen Momenten, wenn der Schmäh rennt, scheint es so, als wäre alles wieder gut; am Sonntagabend um 21.45 Uhr. Es gibt viele davon.