Frau Bertlmann, Belvedere-Direktorin Stella Rollig verriet, Sie mit einer großen Retrospektive im Jahr des Jubiläums überrumpelt zu haben. Sie hätten dies gar nicht gewollt. Froh, Ihre Meinung geändert zu haben?
RENATE BERTLMANN: Ja, das war meine Chance, endlich so ein Konvolut von Arbeit herzuzeigen. Mir war bewusst, dass es enorm viel Arbeit ist; vor allem im letzten halben Jahr.

Mehr als 90 der 200 ausgestellten Arbeiten waren noch nie zu sehen. Was bedeutet es, diese nun erstmals in die Öffentlichkeit hinauszuschicken?
Es ist aufregend. Ich weiß nicht, was Presse und Öffentlichkeit daraus machen. Das muss einem egal sein. Wenn ich mich bereit erkläre, eine Ausstellung zu machen, muss ich mit allem rechnen; mit Ablehnung und Begeisterung. Das ist gut so. Es soll ja nicht langweilig sein, sondern etwas anrühren. Die Werke zu zeigen, ist ein intimer Akt. Ein wichtiger, ich sehe das in diesem Kontext und habe viel Inspiration für meine kommenden Arbeiten.

Mit Ihrem Kuratorinnen-Team haben Sie Ihr gesamtes Œuvre durchforstet. Wie ist es Ihnen ergangen, zurückzublicken?
Ich habe gestaunt, was sich alles türmt. Meine Kuratorin Luisa Ziaja hat ein wirkliches Gefühl für die Arbeiten und binnen kürzester Zeit aus diesem Konvolut die wichtigsten Stationen herauskristallisiert. Es war eine Freude, mit ihr zu arbeiten.