Als Journalistin hat Marian (Brigitte Hobmeier) über den Krieg im Jemen und andere Konfliktregionen berichtet. Nun, in einem entlegensten Eck des Waldviertels, traut sie sich nicht einmal mehr in den Supermarkt. Ein Terroranschlag hat Marian traumatisiert und aus der Bahn geworfen. Die Reporterin kämpft mit Panikattacken und Angstzuständen. Um diese zu verarbeiten, kehrt sie in das Haus ihrer Großmutter und in ein Leben ohne Strom, Internet und Komfort zurück. Dorthin, von wo aus sie einst die Flucht in die Stadt antrat und ihre Jugendfreunde Gerti (Gerti Drassl) und Franz (Johannes Krisch) zurückließ.
Lose angelehnt an Doris Knechts Roman "Wald" erzählt die Filmemacherin Elisabeth Scharang in ruhigen, atmosphärisch dichten Bildern zwischen Baumwipfeln, einsamen Seen und vernebelten Feldern vom Wegrennen und Sich-Wiederfinden, von alten und neuen Narben, Verdrängung und von Zuversicht, Freundschaft und Solidarität.
Eine rechte Freude im Dorf hat niemand über ihre Rückkehr. Franz befiehlt ihr: "Du passt dich an!"
Bildgewaltige Aufnahmen (Kamera: Jörg Wibmer) und betörende Musik (Hania Rani) bereiten das Feld auf für umwerfendes Schauspielerinnenkino von Brigitte Hobmeier, die endlich einmal gegen das Klischee besetzt wurde, und die immer großartige Gerti Drassl. Egal, ob Schreiszenen im Wald oder winziger Augenaufschlag – Hobmeier legt die inneren Konflikte ihrer Figur furios frei. Nebst Sehnsucht nach Stille und Isolation zeigt Scharang im Anti-Wohlfühlwetter des Waldviertels, wie essenziell das Miteinander und das Versöhnen sind. Spätestens als Gerti und Marian eine Zigarette miteinander rauchen, während Gertis Vater (grimmig: Heinz Trixner) drinnen tobt, ahnt man es – eines Tages könnte es wieder in Ordnung kommen.