Wie aufregend unnahbar sie zu Beginn waren! Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher), die ohne Menschenkenntnis vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zurückkehrte und mit der stets labilen Tessa Ott (Carol Schuler) ermittelt; einer Tochter aus reichem Haus, die via Hausbesetzer-Szene zur Polizei kam. Mit diesen Ermittlerinnen und unbekannten Milieus wurde krimitechnisch in der Schweiz zuletzt viel richtig gemacht.
Aber: Die Verbiederung kam schneller als erwartet. „Blinder Fleck“ ist ein kriminell braver, gut geölter Fall, der höchstens noch Spurenelemente von Widerspenstigkeit enthält. Grandjean wird von einem traumatisierten Mädchen belagert und umklammert, das mitansehen musste, wie seine Eltern und ein Kollege getötet wurden. Das sind furchteinflößende Szenen. Die Opfer entwickelten Drohnentechnologien, der Bosnien-Krieg spielt zudem in diesen Fall. Die Technologie-Welt sowie Fragen von friedlicher beziehungsweise militärischer Nutzung der Software (Buch: Karin Heberlein, Claudia Pütz) wären durchaus spannend gewesen, aber die Auflösung ist vorhersehbar, die Inszenierung (Regie: Tobias Ineichen) zu gefällig.
Die Drohnenaufnahmen über Wälder oder Zürich sind ohne Frage toll. Und sie lassen die abgeklärte Ott am Ende trotz rudimentär entwickelter Tatwaffe zu einer eindrucksvollen Erkenntnis kommen: "Ich hatte vor einer Drohne mehr Angst als vor einem Menschen". Was für ein Irrtum!
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