Zum 56. Mal ist steirischer herbst, und zum wiederholten Mal heißt das Festival das Eröffnungspublikum die Stadt zu durchschreiten. Dass die diesjährige Parole „Humans & Demons“ heute die herbst-Eröffnungsrede von Intendantin Ekaterina Degot unterm Grazer Uhrturm befeuern wird, ist erwartbar – zumal im von ihr präferierten politischen Kontext die einen von den anderen oft kaum auseinanderzuhalten sind. Am selben Ort, direkt vor einem obskuren Kriegerdenkmal, untersucht danach Performerin Lulu Obermayer männliches Heldentum im Opern-Kontext.

"Verhaltensdirektor" tritt an

Dann geht es bergab: Am Mariahilferplatz präsentiert sich der neue städtische „Verhaltensdirektor“. Der ist in Graz kein Unbekannter: Performancekünstler Michael Portnoy ist zum dritten Mal nach 2018 und 2019 im herbst-Programm vertreten. Seinem Eröffnungsbeitrag folgt am 22. und 23. September seine Late-Night-Show „The Society of Societies“ bei den Minoriten (jeweils ab 22 Uhr). Zweifellos zählt der New Yorker zu den Stars seiner Sparte, nicht zuletzt dank der speziellen Abmischung seiner Projekte. Portnoy, biografisch in Tanz und Stand-up-Comedy verankert, integriert partizipative Elemente in seine Mischung aus Performativem, Skulpturalem, Vortragskunst, Video und spielt zwecks Weltverdrehung mit Verhaltens- und Sprachanpassungen.

Die Performance-Offensive des Eröffnungswochenendes komplettieren drei weitere herbst-Auftragsarbeiten: Adrienn Hóds Choreografie „Voice of Power“ untersucht Norm und Körper, auf der „Annenlinie“ exhumiert die slowenische Choreografin Mateja Bučar verdrängte jüdische Geschichte in Graz. Und der italienische Theaterkünstler Giacomo Veronesi untersucht in „Border EUphoria“ ausgehend von der Bevölkerung einer russisch-estnischen Grenzstadt, wo Grenzen verlaufen und was Staatsbürgerschaften bedeuten.

"Soft Opening" der Ausstellungen

Der Ausstellungsparcours öffnet an den vier Schauplätzen Hilmteichstraße 113 („Demon Radio“), Forum Stadtpark („Villa Perpetuum Mobile“), dem Minoritenzentrum („Church of Ruined Modernity“) und Griesplatz 6 („Submarine Frieda“) heute um Punkt 13 Uhr. Zu den einzelnen Orten gibt es am Wochenende erstmals auch eine kostenlose Fahrradtour mit Überblicksführung – und abschließendem Konzert von „Ilyich“ alias Anton Kats. Der ukrainische Künstler verbindet Electronica mit Soul- und Jazzelementen und „diskursiver Klangimprovisation.“ Zum Vormerken: Start ist am Freitag um 15.30 Uhr, Treffpunkt ist am Griesplatz 6. herbstbars gibt es übrigens gleich vier: Café Centraal, Contra Punto, Mild und die Beate.