Jeder einzelne Vereinnahmungsversuch scheitert. Jedes Mal, wenn ein Mann diese Kreatur nach seinen Vorstellungen formen will, verweigert sich Bella Baxter in „Poor Things“ ein bisschen mehr. So gelingt ihr die Wandlung vom Forschungsobjekt zum feministischen Subjekt. Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos ist ein verdienter Sieger dieser 80. Filmfestspiele von Venedig.
„Poor Things“ ist ein Film, der ähnlich kraftvoll wie seine Protagonistin vieles verweigert, anderes einfach niederreißt. Diese Frankenstein-Fabel, angesiedelt in Großbritannien im 19. Jahrhundert, ist kommerziell, aber von scharf inszenierter und sozial intelligenter Intensität, enthält beißenden Humor, verstörende Wendungen und viel Sex.
Eine abgründige Arbeit, die auf Zielgruppen- und Profitdenken ebenso pfeift wie auf politische Korrektheiten oder Normen. Lanthimos stellt höchste Kunstansprüche und dennoch dürfte sein Film für die Masse funktionieren. Er feiert das Sperrige, das Abstoßende, das Körperliche; und ja, auch das Utopische, Optimistische und Emanzipatorische.