An fünf Abenden in einer Woche hat noch kein Act die Wiener Stadthalle gefüllt: Wolfgang Ambros und Tina Turner gelang es in den 1980er-Jahren für drei Konzerte, Helene Fischer steht also schon mit den rund 50.000 Besuchern an diesem Ort für eine neue Dimension. Und ihre Show selbst ist es auch. Ein "Star in der Manege", den man schon dafür bewundert, dass sie bei all den mit dem Cirque du Soleil erarbeiteten Kunststücken nicht aufs Singen vergisst. Wobei die Mischung in den fast dreieinhalb Stunden (inklusive Pause) höchst clever ist: Immer wieder wird Stimmung mit den Schlagern aus der Zeit vor "Atemlos" gemacht - und die werden ohne Artistik und ohne Las-Vegas-Pomp auf die Bühne gebracht, da bekommen dann ihre Band und ihre Backgroundsänger Platz.

Team rund um Helene Fischer

Es gibt Dörfer, die haben weniger Einwohner als der Tour-Tross von Helene Fischer: 30-köpfig ist ihr Ensemble auf der Bühne, für das rund 100 Kostüme maßgeschneidert wurden. Die gesamte Entourage für das vom Cirque du Soleil inszenierte "Rausch"-Spektakel zählt 150 Personen, die somit ein Dorf aus 20 Nationen bilden. Womit sich auch die Kartenpreise von bis zu 279 Euro (im "Golden Circle" am Bühnenrand) erklären lassen. Vor fünf Jahren gastierte Fischer zuletzt in Wien. Und auch diesmal mussten die Fans nach zwei Unfällen (einer bei den Proben vor dem Tourneestart im Frühjahr und einer im Juni live in Hannover) zittern.

Vertrauen und Können: "Hand in Hand"
Vertrauen und Können: "Hand in Hand" © LIVE NATION/LUDEWIG

"Wie Ihr seht: Mir geht es gut. Es ist alles in Ordnung! Alles heilt mit der Zeit. Ich habe mich selbst halt sehr herausgefordert", erklärt die 39-Jährige ihren Fans bei der Wien-Premiere. Um mit "Let's go" gleich das Motto des Abends im Rahmen der "Rausch"-Tournee zu erklären. Die Choreografie am Trapez beim Song "Wunden" wurde zwar leicht entschärft, dennoch schaut man Fischer gebannt zu, wie sie kopfüber rund zehn Meter über dem Bühnenboden sich noch auf das Lied konzentrieren kann. Und sich plötzlich fallen lässt. Da kann einem schon der Atem stocken, was bei Popschlager ein bislang unbekanntes Phänomen war.

Unterstützung von Ehemann Thomas

Oder wie sie bei "Hand in Hand" mit ihrem Ehemann Thomas Seitel ungesichert zwischen den Wasserspielen schwebt. Momente, die durch das gezeigte Vertrauen zudem berühren. Oder bei ihrer Performance auf den rotierenden Leitern bei "Wann wachen wir auf?".

Da wirkt der Terminator-artige Roboterarm, der sie über den Köpfen des Publikums bei "Atemlos" dreht, hebt, senkt und "glückwärts" wirbelt, fast schon unspektakulär. Das ist wie in ihrem Hit "großes Kino" oder zumindest ein Lunapark, mit und für "Träumer und Fühler", kopfüber in die Nacht. Das textliche Repertoire umschwärmt uns mit vollmundigen Sehnsuchtsbegriffen wie "Rückenwind", "Sternenmeer", "Tanz auf dem Vulkan", "Anker und Brücken", "Schwerelos" und "Fels im Sturm der Zeit", im Showkonzert wird das noch grenzenloser ... und da hat ein Song wie "Von hier bis unendlich" die Power eines US-Megastars.

Helene Fischer bei ihrem größten Hit "Atemlos"
Helene Fischer bei ihrem größten Hit "Atemlos" © LIVE NATION/LUDEWIG
© Brandt /dpa/picturedesk

Bleibt nur die Frage: Wo will/kann Helene Fischer mit ihrem nächsten Live-Programm noch hin?

Helene Fischer gastiert noch am 8., 9. und 10. Sepetmber in der Wiener Stadthalle, jeweils 20 Uhr.
Karten: www.oeticket.com,www.stadthalle.com/de/