Ohne ihn wäre Graz wohl nicht das, was es heute ist: Österreichs Literaturhauptstadt. Alfred Kolleritsch (1931–2020) war der große Ermöglicher und Förderer; einer, der lieber anderen die literarische Bühne gab als sich selbst. Die von ihm 1960 gegründete Literaturzeitschrift "manuskripte" war für unzählige Autorinnen und Autoren das Sprungbrett zu einer großen Karriere. Die literarische Karriere von Kolleritsch selbst rückte dabei – unverdientermaßen – in den Hintergrund.
Neben drei Romanen ("Der Pfirsichtöter", "Die grüne Seite", "Allemann") veröffentlichte Kolleritsch vor allem Lyrikbände. "Es gibt den ungeheuren Anderen" (2013) ist der Titel einer Veröffentlichung mit oft düsteren Gedichten, die aber auch Hoffnung, Energie und Neugier auf die Welt und das Wort in sich tragen.
Peter Handke, ein lebenslanger Freund, weist in seiner Einleitung darauf hin, dass diese Gedichte nach schwerer Krankheit von Kolleritsch entstanden seien; das sei vielleicht der Grund, warum öfter Engel auftauchen würden. Jene der Todesangst ebenso wie jene des Trostes.
Und was immerdar der größte Trost für einen Dichter ist, hat Kolleritsch selbst niedergeschrieben: "Worte gehen an den Gedanken vorbei, / sie wollen fort / zu den Gedichten."
Buchtipp: Alfred Kolleritsch. Es gibt den ungeheuren Anderen.
Droschl, 77 Seiten, 18 Euro.