Die britisch-französische Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Sie wurde in ihrem Haus in Paris tot aufgefunden, wie ein Sprecher der Pariser Stadtverwaltung am Sonntag bestätigte. Birkin wurde international vor allem durch ihren Hit aus dem Jahr 1969 bekannt, in dem sie zusammen mit ihrem Geliebten, dem verstorbenen französischen Sänger und Songwriter Serge Gainsbourg, das sexuell eindeutige "Je t'aime...moi non plus" sang.
Image als Sex-Symbol und Skandal-Hit
Jane Mallory Birkin wurde im Dezember 1946 in London als Tochter der britischen Schauspielerin Judy Campbell und des Kommandanten der Royal Navy, David Birkin, geboren. Seit dem Scheitern ihrer Ehe mit dem britischen Komponisten John Barry in den späten 1960er-Jahren lebte sie in ihrer Wahlheimat Frankreich. Bevor sie im Alter von 22 Jahren den Ärmelkanal überquerte, erlangte sie 1966 in dem umstrittenen Film "Blow-Up" von Michelangelo Antonioni Berühmtheit, in dem sie nackt in einer Dreier-Sexszene auftrat.
Aber erst in Frankreich wurde sie so richtig berühmt - nicht zuletzt wegen ihrer Liebesaffäre mit Gainsbourg, dem damaligen Enfant terrible der französischen Musikszene. Ihn hatte sie bei Dreharbeiten zum Liebesfilm "Slogan" kennengelernt. Der gesungene Orgasmus "Je t'aime...moi non plus" wurde zum Skandal. In vielen Ländern wurde das Lied verboten, doch machte es die verführerische Frau mit der Zahnlücke und dem englischen Akzent 1969 über Nacht zum Star - und die beiden zu einem Paar. Zwei Jahre später kam ihre gemeinsame Tochter, Schauspielerin Charlotte Gainsbourg, auf die Welt.
"La danseuse", ebenfalls ein erotisches Lied, und "Melody Nelson" gehörten zu ihren weiteren gemeinsamen Erfolgen. Im September 1980 setzte Birkin der Beziehung ein Ende. Sie war der Eskapaden des Frauenhelds und Alkoholikers müde. Doch noch nach der Trennung hat Gainsbourg weiter für sie geschrieben. Und sie weiter seine Lieder gesungen - auch nach seinem Tod im Jahr 1991. Bis auf eine Ausnahme: den gestöhnten Welthit "Je t'aime, moi non plus". Im Jahr 2002 etwa schrieb sie ihr eigenes Album "Arabesque" und veröffentlichte 2009 eine Sammlung von Live-Aufnahmen, "Au Palace". Ihre letzte Platte "Oh! Pardon tu dormais..." erschien 2020.
Neben Musik hat Birkin mehr als 70 Filme gemacht. Neben "Blow up" spielte sie im Erotikthriller "Der Swimmingpool" an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon, in der Agatha-Christie-Verfilmung "Tod auf dem Nil" neben Peter Ustinov. Eine ihrer besten ernsten Rollen spielte sie 1991 neben Michel Piccoli in dem in Cannes mit dem Jury-Preis ausgezeichneten Film "Die schöne Querulantin" von Jacques Rivette. In Österreich wurde ihr Filmschaffen insofern gewürdigt, als sie zwei Mal, 2005 und 2009, als Stargast bei der Viennale eingeladen war.
Schwerer Schicksalsschlag
2013 erlitt Birkin einen schweren Schicksalsschlag. Sie verlor ihre Tochter Kate aus der Beziehung mit dem Komponisten Barry. Die damals 46-jährige Fotografin hatte sich aus dem Fenster ihrer Pariser Wohnung im vierten Stock gestürzt. In den letzten Jahren hatte Birkin mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Vor zwei Jahren erlitt sie einen Schlaganfall.
Birkins Tochter Charlotte Gainsbourg gab 2021 in Cannes ihr Regiedebüt mit einem Porträt über ihre Mutter. Die Schauspielerin, Sängerin und Fotografin versucht sich über die Kamera ihrer Mutter Jane Birkin zu nähern. In Gesprächen entstand ein intimes Porträt einer Mutter-Tochter-Beziehung:
Macron: "Ihre Stimme war ebenso sanft wie ihr Engagement leidenschaftlich"
Die Sängerin und Stilikone war die Lieblingsengländerin der Franzosen, die sie einfach "La Birkin" nannten. "Weil sie die Freiheit verkörperte und die schönsten Worte unserer Sprache sang, war Jane Birkin eine französische Ikone", würdigte sie Präsident Emmanuel Macron. "Ihre Stimme war ebenso sanft wie ihr Engagement leidenschaftlich. Sie hinterlässt uns Melodien und Bilder, die uns nie verlassen werden." Frankreichs Kulturministerin Rima Abdul Malak nannte Birkin "die französischste aller Britinnen". "Jane B war der Schalk, die freche Eleganz, das nie aus der Mode gekommene Sinnbild einer ganzen Epoche, eine flüsternde Stimme, die unser Idol bleibt."
Auch Frankreichs Kulturwelt nahm mit bewegenden Worten Abschied von der Ikone. Popsänger Étienne Daho, der gemeinsam mit Birkin ein Album herausbrachte, postete auf Instagram ein Foto von Birkin mit den Worten: "Unvorstellbar, in einer Welt ohne dein Licht zu leben." Der Sänger Patrick Bruel schrieb: "Goodbye Jane..." Schauspieler Pierre Richard, der in den Siebzigerjahren mit Birkin gemeinsam vor der Kamera stand, schrieb zu einem Foto, das die beiden im Gras liegend zeigt: "Jane, so lustig, so klug, so zerbrechlich, so großzügig, so alles! Ein Stück meines Herzens geht mit ihr."