Zwei offene Flammen, der Burgtheater-Eingang in Trauerflor, Wachbeamte: Heute Mittag konnte das Publikum seinem Schauspielstar Peter Simonischek auf der Feststiege des Burgtheaters die letzte Ehre erweisen und sich in drei Kondolenzbücher eintragen. Viele Menschen nahmen dort noch einmal auf schwarzen Stühlen Platz, erwiesen dem Ehrenmitglied des Hauses eine letzte Ehrerbietung, teilten Erinnerungen im Buch und blickten auf die farbenprächtigen Blumenkränze, zwischen denen der Ausnahmekünstler am oberen Ende der Feststiege aufgebahrt war.

Bei bestem Wetter lauschte eine Menschentraube mitsamt einigen Touristinnen und Touristen im Hop-On-Hop-Off-Bus am Josef-Meinrad-Platz den Worten und Reden der geschlossenen Trauerfeier drinnen, die via Lautsprecher nach außen übertragen wurde. Burgtheater-Direktor Martin Kušej würdigte den am 29. Mai verstorbenen Mimen als "tollen und außerordentlichen Menschen, Künstlerkollegen und Freund, der zu den ganz großen Schauspielern dieses Landes gehörte". Er schätze ihn für seinen außergewöhnlichen theatralischen Instinkt und seine gesellschaftspolitische Haltung. Bundestheater Holding-Geschäftsführer Christian Kircher verneigte sich in einer kurzen Rede vor Peter Simonischek: "Dass er an unseren Bühnen gespielt hat, war keine Auszeichnung für ihn, sondern für unsere Spielstätten."

Die frühere Direktorin Karin Bergmann erhob den gebürtigen Markt Hartmannsdorfer im letzten Jahr ihrer Intendanz in den Rang eines Ehrenmitglieds. "Du hast dich so ungemein gefreut, warst berührt und aufrichtig stolz. Und in deinen letzten Wochen hast du den Ring, der einem als Ehrenmitglied überreicht wird, ununterbrochen getragen. Du bist ein würdiges und ein liebenswürdiges Mitglied dieses wunderbaren Burgtheaters. Reise leicht und spiele weiter!", sagte sie.

Ensemblemitglied Philipp Hauß erinnerte sich: "Wir durften den Menschen Simonischek erleben." Einen Kollegen, der sich gerne mit allen unterhielt und u.a. für pensionierte Maskenbildnerinnen und Maskenbildner einen Jour fixe gründete. Spätestens mit seinem Erfolgsfilm "Toni Erdmann" sei Simonischek freier und erlöster gewesen. "Du warst frei, dich und uns zu überraschen", sagte er. Und: "Deine Liebe machte an der Rampe nicht halt."

Das letzte Wort hatte schließlich Simonischek selbst, dessen Interpretation von Alois Hergouths Gedicht "Abschied", 2016 für die Ö1-Reihe "Du holde Kunst" entstanden, den Ausklang der Trauerfeier bildete. "Aber vielleicht wird es gar nicht so schwer sein. Vielleicht nur der Schritt, nur der Augenblick über der Schwelle. Das, was man lässt, bevor man hinausgeht, ins Freie."

Nach einer streng überlieferten Dramaturgie werden verstorbene Ehrenmitglieder des Burgtheaters in einem schwarzen Wagen im Schritttempo einmal um die "Burg" gefahren. Den Trauerzug führten Simonischeks Ehefrau Brigitte Karner und ihre beiden gemeinsamen Söhne sowie Simonischeks Sohn Max an, dahinter jede Menge Ensemblemitglieder wie Klaus Maria Brandauer, Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek, Rainer Galke, Mavie Hörbiger, Oscarpreisträger Michael Haneke, Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und viele prominente Kolleginnen und Kollegen, Familienangehörige und Freunde.

Letzter Applaus für einen Kollegen, einen Freund, einen Ausnahmekünstler
Letzter Applaus für einen Kollegen, einen Freund, einen Ausnahmekünstler © APA/EVA MANHART