Ende 1963 brach die Beatlemania aus, das Folgejahr war geprägt von einem kulturellen Aufruhr, den die vier Musiker aus Liverpool auslösten. Die Beatles befanden sich auf Tour, bejubelt von Massen, umschwärmt von Medienleuten, Hysterie wohin sie kamen. Bilder der Pressefotografen haben dieses Phänomen festgehalten. Aber auch Paul McCartney hatte seine Kamera dabei. Dessen Fotos galten lange als verschollen. Nun präsentiert sie der Musiker im Bildband "Augen des Sturms".

"Maccas" Fotografien sind eine essenzielle Ergänzung der bisher bekannten Zeitdokumente der für die Beatles und die aufblühende Jugendkultur wichtigen Monate Dezember 1963 bis Februar 1964. Sie geben Einblick von innen, man kann die Beatlemania beim Betrachten hautnah miterleben. Die Fotos haben "etwas von einem Familienalbum", schreibt Nicholas Cullian, Direktor der Londoner National Portrait Gallery, wo die Bilder vom 28. Juni bis 1. Oktober ausgestellt sind.

McCartney ist, wie er im Vorwort schreibt, ein begeisterter Gelegenheitsfotograf, "der zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort war". Er hielt die erste richtige Tour der Beatles aus seiner Perspektive fest. Seine Fotos sind teils intime Porträts seiner Mitmusiker, ihrer Verwandten, Freundinnen und Freunden sowie des Teams um die Band. Zum anderen vermitteln sie die Atmosphäre in den jeweiligen Städten sowie vor und hinter den Kulissen, wie sie McCartney empfunden hat. Ausführliche Begleittexte ergänzen den optischen persönlichen Eindruck.

Der Großteil der Bilder ist schwarz-weiß. "Meine Fotos aus Liverpool zeigen ein bisschen, wie es Ende 1963 backstage aussah", so der Künstler. Es sind keine zufälligen Schnappschüsse, Motiv, Licht und Bildausschnitte sind wohl überlegt. In Amerika, einer Wunderwelt für vier junge Menschen aus dem Norden Englands, legte Macca mitunter Farbfilme ein: die Beatles und ihre Entourage beim Relaxen am Pool, ein Sonnenuntergang in Miami, George Harrison, der einen Drink von einer Frau im Bikini entgegennimmt, behelmte Polizisten, die Fans am Strand im Zaum halten.

Unter den 275 großformatigen Bildern in "Augen des Sturms" befinden sich auch solche, die Menschen abseits des inneren Zirkels gewidmet sind. Ebenso kann man etwa McCartneys Blick auf das Kapitol in Washington, auf eine Gruppe Medienvertreter, die im Schneetreiben ausharren, und auf durch die Straßen New Yorks den Beatles hinterherlaufende Fans werfen. "Wenn ich mir heute diese Bilder ansehe, staune ich immer noch", so McCartney. Deren erstmalige Veröffentlichung lässt Fans und Musikbegeisterte mitstaunen.