Hat die dich jetzt gebubit?“ fragte Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ihren Kollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) verdattert. Eine Türsteherin grantelte ihn an: „Schau, Bubi, du machst deinen Job und ich meinen.“ Servus in Wien! Keine Sorge: So charmant ist es nicht geblieben im emotional wuchtigen, wendungsreichen „Tatort“-Debüt von Dominik Hartl (Regie) und Sarah Wassermair (Buch). Auf Wortgefechte folgten bald gebrochene Knochen, bösartige Familienfehden und brutale Morde.
Die titelgebende Azra (Entdeckung: Mariam Hage) wurde einst von Eisner beim Dealen als verdeckte Ermittlerin engagiert und als Türsteherin in die bis in die höchsten Polizei- und Politikebenen vernetzte Mafiafamilie Datviani eingeschleust. Mariam Hage ist dabei eine Entdeckung als Azra. Großartig, wie sie alle an der Nase herumführt. Vor allem das Publikum.
Als der Bruder des Paten tot aufgefunden wird, soll Azra Infos sammeln. Sie steigt mit einer gewagten Aktion im Ring zur Sicherheitskraft auf – und gerät unter Mafiamännern in Gefahr. Und Moritz musste dieses Mal zur Beichte antanzen. Bei Bibi und ganz oben. Wo man auch hinschaute in diesem Wiener "Tatort", warteten Abgründe mit famos gezeichneten und einem georgischstämmigen Ensemble toll verkörperten Figuren.
Ein unvorhersehbarer Plot ist zur Seltenheit im „Tatort“ geworden. Dieses Mal blieb es maximal spannend, beinahe schon zärtlich; goschert sowieso. Sollten Sie sich anschauen. Auch, wie Moritz Eisner gebubit wird.